Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 7.1, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2017, S. 515

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Wo die Nachfrage in Geld da ist, wird jede Kontrolle aller Mittel, die man für Geld haben kann, unmöglich.

Sobald eine größere Masse von Arbeitern hier eine größere Beschäftigung findet und die Löhne dadurch in die Höhe gehen, stellen diese Arbeitskräfte eine große Nachfrage nach Lebensmitteln dar. Die weitere Folge ist ein Steigen der Preise in der Landwirtschaft. Die Landwirtschaft ist nicht imstande, die gewachsene Nachfrage zu befriedigen.

Inzwischen äußert sich die starke Nachfrage durch einen starken Import von Lebensmitteln aus anderen Ländern. Dieses massenhafte Herbeiströmen der Lebensmittel aus den anderen Ländern ruft in diesen Ländern ein großes Steigen der Preise und ein Steigen des Wunsches nach Export hervor.

Das ergibt eine Hochkonjunktur an sich auch in den Ländern, die zunächst mit dem Bau nichts zu tun haben.

Nun ist die Unternehmung ausgeführt. Die beschäftigten Arbeitsmassen fließen ab. Inzwischen aber hat sich auf den Eisenbahnbau eine ganze Reihe von Arbeitszweigen eingerichtet. Sie kommen mit ihrem Angebot, als die Nachfrage schon nachgelassen hat.

Daraus ergibt sich eine Krise. Der große Absatz wird ihnen abgeschnitten. Dann eine Krise in den Ländern, die die Waren für den Eisenbahnbau lieferten, dann ein Zusammenbruch in den Geldverhältnissen, in den Kreditverhältnissen auf internationaler Basis.

Das ist ungefähr das Schema der Krisen in der ersten Hälfte des 19. Jh., die sich zwischen England und Amerika abspielte[n].

Man sagt in alter Form, die Krisen entstehen aus Überproduktion. Das ist bloße Umschreibung der Tatsachen. Die Antwort ist: Da man nicht weiß, wie viel die Gesellschaft braucht, so wird zu viel produziert.

Die richtige Antwort ist die: Jede unvermeidliche größere Unternehmung der Gesellschaft muß unvermeidlich eine Krise nach sich ziehen. Denn es bilden sich Arbeitszweige, die am Ende der Unternehmung überflüssig sind.

Warum findet nicht nur diejenige Erweiterung der Produktion statt, die für die Nachfrage ausreichen würde? Denn man weiß doch, daß die Unternehmung einmal ein Ende nimmt.

Einmal erweiterte Produktion kann nicht künstlich zusammenschrumpfen. Oder tut sie das: so gibt es eine Krise.

Der Übergang der einmal erweiterten Produktion auf eine geringere Basis bedeutet in der kapitalistischen Gesellschaft die Krise.

Eine solche Tatsache ist heute unvermeidlich.

Das allgemeinste Mittel, den Profit zu erhöhen, ist der Fortschritt der Technik, die Erhöhung der Produktivität. Die Erhöhung der Technik ist verbunden mit der Erweiterung der Produktionsanlagen.

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