Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 7.1, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2017, S. 510

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Tatsächlich ergab sich aus der Sperre folgendes: Durch sie wurde ein großer Schmuggel eingeführt. Amerika führte englische Waren unter amerikanischer Flagge ein. Die Industrie in Europa entwickelte sich durch die Abhaltung der englischen Konkurrenz. Die vogtländischen Spinnereien datieren aus jener Zeit.

England rechnete während der Sperre damit, daß nach ihrer Aufhebung ein neuer großer Markt eröffnet würde. Es stapelte deswegen große Vorräte auf. Als die Sperre aufgehoben wurde, kam es aber anders, als England gedacht hatte. Die Nachfrage war nicht so groß, wie England erwartet hatte. Daraus ergab sich 1815 die erste Krise in England, hauptsächlich in der Baumwollindustrie.

Die Erscheinung selbst gab den Anstoß zu einer großen Auseinandersetzung zwischen englischen und französischen Nationalökonomen.

Es kommen in Betracht die Theorien von Malthus, von Say und von Sismondi.

Der erste, der die Krisen vom Standpunkt der arbeitenden Klassen betrachtete, war Robert Owen. In Schriften vom Jahre 1815, 1818, 1823[1] suchte er die Krisen zu erklären durch den Widerspruch der zunehmenden Produktivität bei der Einführung der Maschine und der Senkung der Löhne, die durch die Einführung der Maschine hervorgerufen wird. Diese Erklärung ist sehr interessant, Owen hat sie selbständig abgeleitet aus der Ricardoschen Theorie. Zur Abhilfe der Krisen forderte Owen die Beschäftigung der Arbeiter vom Staat und…

Das war die erste demokratische und sozialistische Theorie der Krisen.

Malthus trat dem entgegen und ihm folgte Sismondi.

Malthus leitet die Krisen hauptsächlich aus der Einkommensverteilung und aus dem Sparsamkeitstrieb der industriellen Kapitalisten ab.[2] Er erblickt die Ursache der Krisen darin, daß gegenüber dem Sparsamkeitstrieb der Kapitalisten die Konsumtion nicht genügend wächst, die nichts produziert. Als Abhilfe forderte Malthus die Vermehrung der großen Reihe unproduktiver Konsumenten (Adel, Hof usw.) und Erhöhung der Ausgaben für Militär, Marine, Bürokratie usw.

Ein[en] kleine[n] Reflex dieser Theorie zeigt die Theorie von Schippel.[3]

Die Besserung der Lage der Arbeiter ist nach Malthus keine Abhilfe für Krisen. Denn, sagt Malthus, die Arbeiter verzehren doch nur, was sie im Lohne kriegen. Sie können also nur dem Kapital das Kapital ersetzen.

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[1] Siehe Robert Owen: Observations on the Effect of the Manufacturing System, London 1815; ders.: Two Memorials on Behalf of the Working Classes, London 1818; ders.: An Explanation of the Cause of Distress which Pervades the Civilized Parts of the World, London 1823.

[2] Siehe Thomas Robert Malthus: An Essay an the Principle of Population, London 1803; ders.: Definitions in Political Economy, London 1827. Siehe auch Rosa Luxemburg: Die Akkumulation des Kapitals. In: GW, Bd. 5, S. 181 ff. Einführung in die Nationalökonomie. In: ebenda, S. 574, 736 und 756.

[3] Max Schippel hatte 1899 in den Sozialistischen Monatsheften gegen die sozialdemokratische Milizforderung polemisiert und für Militärausgaben als eine ökonomische Notwendigkeit plädiert. Siehe Miliz und Militarismus. In: GW, Bd. 1/Erster Halbbd., S. 446 ff.; Max Schippel: Hochkonjunktur und Wirtschaftskrise, Berlin 1908.