Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 7.1, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2017, S. 498

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Voraussetzung ist, daß für dieses Produkt in der vorgestellten Gesellschaft ein allgemeines Konsumtionsbedürfnis bestand.

Gerade durch den Austausch ist jeder in der Lage, in den Besitz dieses Produkts zu gelangen. Er tauscht es ein zunächst, um es zu konsumieren.

Bald muß er aber dazu kommen, daß es ihm außer zum Verbrauch auch dazu dient, andere Dinge, deren er bedarf, dagegen einzutauschen.

Es vollzieht sich jetzt also eine doppelte Umwandlung eines jeden Produkts.

Beispiel: Das Arbeitsprodukt des Schusters, also Stiefel, muß jetzt zunächst in die Form des konkreten Produkts umgewandelt werden. Für dieses konkrete Produkt tauscht er dann die Produkte ein, die er braucht, um seine Bedürfnisse zu befriedigen.

Jeder schafft Produkte durch seine Arbeit. Sie wird gesellschaftlich notwendige Arbeit erst durch den Austausch. Die einzige Form, die es gibt, ist die, daß das Produkt seiner Arbeit verwandelt wird in die Form des konkreten Produkts.

Jetzt also ist ein Produkt da, das von vornherein gesellschaftliches Bedürfnis ist. Nur an diesem Produkt wird Privatarbeit ohne weiteres zu gesellschaftlich notwendiger Arbeit.

Jede Privatarbeit wird jetzt zu gesellschaftlich notwendiger Arbeit, wenn sie in das konkrete Tauschprodukt verwandelt wird. Dieses konkrete Produkt ist jetzt das einzige Bindeglied innerhalb dieser losen Gesellschaft. Dieses konkrete Produkt ist jetzt die Ware, die von jedem zu jeder Zeit genommen wird. Dieses konkrete Produkt ist Austauschmittel geworden.

Ein Austauschmittel ist also ein Produkt, das von vornherein gesellschaftlich notwendige Arbeit verkörpert und jedem einzelnen, der es besitzt, Zutritt zum gesellschaftlichen Reichtum verschafft.

Dieses konkrete Produkt verrichtet eine doppelte Funktion als Konsummittel und als Tauschmittel. Es darf also jetzt ein bestimmter Teil dieses Produkts nicht konsumiert werden. Dieser Teil wird von vornherein als Tauschmittel bestimmt.

War z. B. Vieh Tauschmittel, so wurden [beim] Tausch bestimmtes Vieh durch Stempelung von dem für den Konsum bestimmten Vieh geschieden. Alle Eigenschaften, die an dem für den Konsum bestimmten Vieh geschätzt und verlangt wurden, sind an dem als Tauschmittel bestimmten Vieh unnötig und überflüssig geworden. Es ist nur noch Tauschmittel.

Die Art des Tauschmittels (z. B. Vieh) mußte aber Schwierigkeiten der Aufbewahrung, des Umlaufs usw. ergeben, die seiner Verwendbarkeit als Tauschmittel hindernd entgegentraten. Jetzt ist nur noch ein Schritt nötig, dieses umständliche Tauschmittel durch ein anderes zu ersetzen, dem diese Schwierigkeiten nicht anhaften, z. B. das Metall.

Das entspricht der tatsächlichen Entwicklung. Die Wahl gerade dieses neuen Tauschmittels ist aber keine schlaue Spekulation, sie ist historisch bedingt. Der Über-

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