Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 7.1, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2017, S. 485

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Antwerpen. Handelsblüte 14.–16. Jh. Eine große fremde Kolonie besteht dort, d. h. aus fremden Kaufleuten, und Zwischenhandel mit Deutschland. Es führt einen Welthandel und besitzt eine Handelsflotte.

Die Verbindung des Orienthandels durch die Verlegung des Landweges nach Ostindien hat …

Darauf die Verlegung der großen Welthandelswege nach dem Norden Europas, wodurch Ost- und Nordsee hochkommen.

Die bisherige Kultur.

Dadurch kommen in die Höhe zunächst Holland, dann England.

Amsterdam ist noch zu Anfang des 13. Jh. ein Fischerdorf im Hofbesitz des Herrn von Amstel. (Der dortige Fluß heißt Amstel.) Die ganze Stadt ist errichtet auf Dämmen an diesem Flusse.

Die Herren von Amstel waren Vasallen des Stiftes Utrecht. Aber schon Anfang des 14. Jh. das Hofrecht abgestreift und Städteverfassung errungen. Im 14. und 15. Jh. blüht der Handel mit der Ostsee in Amsterdam. Im 16. Jh. ist Amsterdam in bezug auf den Handel die erste Stadt der Niederlande. Die eigentliche Blüte Amsterdams datiert aber erst seit dem Niedergange Antwerpens. In Amsterdam wurde 1602 die Ostindische Kompanie gegründet. 1622 hat Amsterdam 100000 Einwohner, das war die höchste Blüte.

Brügge. Ist im 7. Jh. ummauert. Im 9. Jh. bekommt es eine Burg und wird zu einer Grafenstadt, also ein Hof. Im 12. Jh. ist Brügge die größte Handelsstadt Flanderns. Es spielen sich hier die gewaltigsten Zunftkämpfe zwischen Webern und Walkern ab, blutige Straßenschlachten. In Brügge blüht nachher am meisten auf die flandrische Tuchindustrie und hat in den Händen den englischen Wollhandel.

In Zusammenhang damit entsteht hier eine glänzende Künstler-Kolonie im 16. Jh.: Rubens, Rembrandt usw., auf dem Boden der städtischen Entwicklung.

Brüssel. Ist im 11. Jh. eine befestigte Stadt der Grafen von Löwen (Leeuwen) geworden. Es war Mittelpunkt der Handelsstraße von Köln nach Brügge, wurde zum Sitz einer blühenden Tuchindustrie. Im 14. Jh. spielen sich in Brüssel heftigste Verfassungskämpfe ab.

Gent. War erst 1180 als ein befestigtes Schloß der Grafen von Flandern gegründet, kam in die Höhe im 13.–15. Jh. In dieser Zeit spielen sich in Gent ununterbrochene heftigste Kämpfe der Zünfte und der Geschlechter ab. An der Spitze des Kampfes gegen das Hofrecht der Grafen steht ein Kaufmannsgeschlecht der Arteveldes. 1345 ein heftiger Aufstand und Verschwörung der Weber gegen die Kaufmannsherrschaft, wobei Artevelde, der Hauptführer, ermordet wird. Im 14. und 15. Jh. schon 40000 Leinen- und Wollweber. Das zeigt, daß hier bereits die handwerksmäßige Form überschritten worden ist, ist schon Manufaktur. Die Arbeitsweise ist noch eine handwerksmäßige, aber es ist schon eine große Ansammlung von Handwerkern vorhanden, die von Kaufleuten ausgebeutet werden.

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