Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 7.1, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2017, S. 482

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Zwei Geschlechter kommen an die Spitze: Della Torre und Visconti. Sie bilden eine förmliche Dynastie wie die Medici in Florenz. …

Der Schluß ist, daß Mailand im 16. Jh. unter Karl V. Spanien unterworfen wird. Im spanischen Erbfolgekrieg kommt es dann zu Ostösterreich.

Das Aufkommen der Kaufleute hat zu großer geistiger Blüte geführt. Das hat zur Renaissance (= Wiedergeburt) geführt. Sie kam deshalb, weil hier seit der Antike jahrhundertelang ein Stillstand des ganzen geistigen Lebens kommt. Wer die Tatsache der Renaissance kritisch betrachtet, der hat darin schon einen Beweis, daß unsere heutige Kultur nicht eine Fortsetzung der antiken Welt ist, sondern daß nach deren Untergang ein förmlicher Rückschlag stattgefunden hat, etwa acht – zehn Jahrhunderte. In dieser Zeit lag alle Wissenschaft in den Händen der Kirche und des Mönchtums. Die Wissenschaft beschränkte sich fast durchaus auf die Theologie. In dieser konzentriert sich das geistige Leben, zum Teil Überlieferung der Antike, die durch die Lehren und Tendenzen der christlichen Religion ihre ursprüngliche Form fast verloren hatte.

Die Sprache der christlichen Kirche war Latein. Die, die … durch die Sprachkenntnisse [sic!]

Die positive Wissenschaft war damals die Theologie. Das war ein konsequent ausgedachtes Gebäude.

Das sind zum Teil Überlieferungen der Resultate der griechischen Kultur, aber gänzlich umgemodelt und angepaßt an die Lehren der christlichen Kirche.

In der antiken Philosophie und antiken Wissenschaft beruhte alles auf Forschung, während nachher der Glaube das einzige war, was übrig blieb, weil die ganze Wissenschaft von vornherein in feste Resultate, in feste Schemen gebracht wurde. Je absurder eine Sache war, um so mehr glaubte man sie, um so mehr bewies sie, daß wir nicht dazu geschaffen sind, die Dinge zu erforschen.

Alle Künste kamen auf als Sklaven der Kirche: Malerei – Heiligenbilder, Architektur – kirchliche Bauten.

Dieser Stillstand der Kultur wurde bedingt durch das Zurückgreifen auf die alten wirtschaftlichen Formen der Markenverfassung beim Zusammenbruch der Sklaverei. Rückkehr zu den Methoden, bei denen die Wissenschaft überflüssig ist, hauptsächlich Landwirtschaft. Dann, weil dieses Leben vom Produktionsprozeß verschlungen wird, Naturalwirtschaft.

Kunst und Wissenschaft entwickeln sich dann, wenn eine Verwendung dafür da ist.

Der Adel in Deutschland im Mittelalter auf dem Lande lebte im Grunde [sic!]

Erst eine neue Form der Produktion mußte aufkommen, um Kunst und Wissenschaft aufblühen zu lassen, neue historische Perspektiven, neue Klassen und Klassenkämpfe, dann das Anhäufen des Reichtums in den Städten. Und diesen Reichtum konnten die Geschlechter anhäufen, die als Kaufmannsgeschlechter aufkommen.

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