Im 9. Jh. unaufhörliche Einfälle der Normannen und Kriege unter den aufgekommenen Grafen. Die ganze städtische Verwaltung fällt in die Hände der Grafen, und im 10. Jh. verwandelt sich die Stadt in einen Feudalhof mit barbarischen Sitten, das heißt mit der Vorherrschaft der Naturalwirtschaft. Der städtische Boden gehörte dann zum Teil dem Grafen, zum Teil dem Bischof. Die Burg mit dem Hof gehörte noch einem dritten Herrn, nämlich dem König.
So bildeten sich in der Stadt drei feudale Hofherren, drei Hofrechte.
Im 12. Jh. beginnt eine Reihe städtischer Revolutionen im Norden Frankreichs. In der Periode von 1100–1112 erfolgen im ganzen Norden Frankreichs städtische Explosionen, die zu Brandstiftungen, Plünderungen führen, in einer der Städte wurde sogar der Bischof getötet.
Im Jahre 1113 folgte Amiens mit einer Revolution. Hier bildete sich zu diesem Zweck eine Kommune. Das bedeutet eine Eidgenossenschaft, ein Bündnis zum gemeinsamen Erkämpfen der Freiheit. Die Kommune bildete sich gegen das Hofrecht des Grafen, und der Bischof, der eine viel kleinere Herrschaft hatte, stellte sich auf die Seite der Kommune. Sie verhandelte zugleich mit dem König, Ludwig dem Dicken, der für eine große Geldsumme sich auf die Seite der Kommune stellte und anerkannte: Gewählten Rat, eigene Gerichtsbarkeit, Abschaffung des gräflichen Hofrechts. Der Graf griff darauf die Stadt mit bewaffneter Hand an, und der Kampf dauerte drei Jahre. Die Kämpfe wurden von Straße zu Straße ausgefochten, Barrikaden errichtet. Der Bischof zog sich dann aus der Stadt zurück.
Im Jahre 1115 kam auf die Bitte des Bischofs der König mit der Armee nach Amiens. Er griff die Burg an, doch wurde er verwundet und abgeschlagen. In der Burg war der Graf mit seiner Armee. Dann begann die Belagerung, um die Burg auszuhungern, und diese Belagerung dauerte zwei Jahre. 1117 ergaben sich der Graf und der Pfalzgraf, die Burg wurde geschleift.
Der Graf wurde abgesetzt und die Grafschaft als Amt einer anderen Familie übergeben. Diese einigte sich mit der Bürgerschaft auf einen Vergleich, wonach die Stadt jährlich einen Rat und einen Meier (französisch Maire) wählte.
Abgaben der Grafschaft blieben auf dem städtischen Territorium noch lasten, und die Stadt mußte sich später jeden Rechtstitel im besonderen abkaufen.
1190 wurde die Kommunalverfassung vom König Philipp August bestätigt und erweitert.
Im ganzen also kolossal früh im Vergleich zu den deutschen Städten.
Die Geschichte dieser Stadt ist typisch für Frankreich. Der Verlauf ist im großen und ganzen genau derselbe wie in Deutschland. Und zwar ist die Geschichte dieser Stadt besonders charakteristisch, weil Amiens eine ehemalige römische Stadt war.