Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 7.1, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2017, S. 457

https://rosaluxemburgwerke.de/buecher/band-7-1/seite/457

Der erste Schritt ist also die allmähliche Aufteilung der Allmenden zu Aufteilungen für fremde Kaufleute. Daraus folgt, daß die Viehzucht nach außerhalb der Stadt verwiesen wird, weiter, daß auch der Ackerbau außerhalb der Stadt kommt, denn er war ohne Viehzucht damals unmöglich.

Der Ackerbau wurde teils von den Hörigen, teils von den Freien betrieben. Die Hörigen betrieben den Ackerbau für die Herrschaft.

Der Schwerpunkt wird auf direkte Abgaben der Hintersassen, der Dörfer verlegt.

Was aber geschieht mit den Freien, die den Ackerbau auf eigene Rechnung betrieben? Der Grund und Boden bleibt ihnen, aber sie können sich nicht mehr halten. Der Handel verbleibt ihnen. Diese Patrizier werden zuerst die einheimischen Kaufleute. Die waren dazu auch befähigt. Erstens mußte ein Kaufmann persönlich frei sein, und von der ganzen Bevölkerung waren nur diese Altfreien frei. Zweitens gehörte zum Handel eine gewisse ökonomische Grundlage. Und sie hatten wieder die Altfreien. Sie hatten noch einen kleinen bescheidenen Wohlstand von früher, manche hielten sich noch ein paar Hörige und hatten kleine Höfe. Sie hatten sich der Abgaben noch erwehrt. Außerdem bewahrten sie sich alle Qualitäten, die damals notwendig waren, um einen Kaufmann zu bilden. Die Hörigen waren dazu auch zu verroht gewesen. Für die Altfreien ergab sich aus der Umwandlung und ihrer Beschäftigung im Handel eine beträchtliche Bereicherung. Der Handel kam ja damals gerade in die Höhe. Also es beginnt ein rapider Aufschwung dieser Patrizier.

Wer waren die Hauptabnehmer des Handels?

Erstens der Abt mit seinem ganzen Hofstaat. Es gehört zu seinem Luxus, daß seine Vasallen feiner leben als die übrige Bevölkerung. Von dieser seiner Umgebung kommen besonders in Betracht die höheren Hofämter, die persönliche Bedienung. Diese haben als Hofhörige begonnen, nur daß sie zur persönlichen Umgebung des Herrn gehören. Sie werden gewöhnlich von ihren Herren sehr oft auch mit gewissen Benefizien ausgestattet. Sie suchen sich dann mehr oder weniger frei zu machen, kommen in die Höhe, da sie schon selbst Fronherren sind, und erringen sich so eine gewisse persönliche Freiheit.

Sie hatten am meisten Ähnlichkeit mit den Altfreien. Diese betrachten sich ja jetzt, wo sie mitten in der Bevölkerung der Hofhörigen leben, als Adlige, als die Geschlechter.

Zu diesen kommen die emporgekommenen Dienstmannen der Grundherrschaft, die gleichfalls zwischen der Herrschaft und der Masse der Hörigen stehen. Sie sind aber zum Kriegsdienst um den Grundherrn verpflichtet.

Und so bilden diese zwei Stände sozusagen in der ersten Entwicklung der Städte die oberen Zehntausend. Einerseits die Dienstmannen oder Ministerialen, die die Ritterschaft bilden, andererseits die Altfreien, die die große Masse der Kaufleute bilden.

Nächste Seite »