das noch schärfer zum Ausdruck als in Deutschland. Denn in Gallien, also in Frankreich, übernahmen die Germanen ja schon den fertigen Großgrundbesitz vom Römischen Reich. Im heutigen Deutschland aber nicht, das ist überhaupt ein zurückgebliebeneres Land, das heißt bis heute. In Frankreich unfruchtbarer Ackerbau, geringe Zunahme der Bevölkerung (heute ja auch noch, datiert schon von damals), große Sterblichkeit, zumal auch der Kinder. Die Bauern in Frankreich waren nach den Schilderungen von Schriftstellern kaum mehr Menschen, konnten kaum mehr Worte sprechen, waren in Lumpen gehüllt und bearbeiteten in primitivster Weise ihren Boden; wie die Wilden waren sie. In Frankreich die große Revolution, in Deutschland die Bauernkriege. Diese endeten aber mit einem gänzlichen Fiasko. Sie hatten ein reaktionäres Programm, wollten das Land aufgeteilt haben. Lassalle hat das ausgesprochen.[1]
Es eröffnete sich ein neuer Weg, der die Bauern rückwirkend befreit hat und uns auch ganz neue Perspektiven der Entwicklung für die Zukunft eröffnet hat.
Eine andere Seite der mittelalterlichen Entwicklung:
Die Entwicklung der Städte
Zunächst eine Epoche der Rückbildung.
Die Städteentwicklung ist eine spätere Erscheinung. Zwischen der römischen und der mittelalterlichen Stadt liegt eine Frist von mehreren Jahrhunderten.
Die Meinungen der Gelehrten über diese Erscheinung sind ganz auseinandergehend.
Eine frühere, ältere Richtung der Gelehrten leitet die Abstammung der mittelalterlichen Stadt direkt aus der römischen Stadt ab.
Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jh. geschah die Aufdeckung der alten Urkunden usw. Solange sie nicht bekannt waren, war es naheliegend, daß man die mittelalterlichen Städte aus den römischen Städten ableitete.
Die mittelalterlichen Städte sind vielfach an derselben Stätte aufgeblüht, wo früher römische Städte waren. Köln, Basel, Aachen und eine Masse anderer waren römische Städte. Deshalb nahm man ohne weiteres an, daß die mittelalterlichen Städte, französische und italienische Städte direkt eine Fortsetzung der römischen Städte waren.
Zwei französische Forscher, Guizot, ein reaktionärer, aber ernster Historiker, und Thierry sind beide Anhänger dieser Theorie. Von deutschen Gelehrten hängen ihr an: Savigny (Rechtswissenschaftler), Eichhorn, Gaupp, Leo. An Werken von diesen kommen für diese Frage in Betracht:
[1] Siehe Ferdinand Lassalle: Arbeiterprogramm. Ueber den Zusammenhang der gegenwärtigen Geschichtsperiode mit der Idee des Arbeiterstandes, Hottingen-Zürich 1887, S. 5.