Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 7.1, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2017, S. 428

https://rosaluxemburgwerke.de/buecher/band-7-1/seite/428

herrschte es bis ins Mittelalter. Die griechische Philosophie, Kunst, alles, was auf dem Boden der antiken Sklavenwirtschaft zu erreichen war, hatte Griechenland bereits vollendet. Rom hatte sich das nur anzueignen. Rom lebte daher sozusagen als Schmarotzer.

Deshalb lösen sich die herrschenden Klassen in Rom auch von der geistigen Arbeit vollständig los. In der zweiten Periode sind die Sklaven schon nicht bloß die Arbeitskräfte auf den Gütern, sondern sie übernehmen auch in der Stadt alle Funktionen, auch die geistigen. Sklaven sind Bankhalter, Buchhalter, Lehrer, Künstler, Schauspieler, Tänzer, Musikanten, Architekten. Es gab keinen Zweig des öffentlichen Lebens, der nicht von Sklaven verrichtet wurde. Daß sie die intelligenten Berufe ausfüllen konnten, lag daran, daß sie vielfach aus Kriegsgefangenen bestanden, die aus kulturell entwickelten Ländern stammten und vorher freie Bürger waren. Es waren z. B. sehr viele ehemalige adlige griechische Geschlechter später als Sklaven in Rom. Für die Arbeit auf den Plantagen nahm man zurückgebliebenere Völkerschaften, in der Stadt die intelligenten.

Rom kommt zu der Konsequenz: Alles, was Arbeit ist, ist Sklavenarbeit, sowohl körperliche wie geistige. In Griechenland war nur die körperliche Arbeit Sklavenarbeit.

So ist in Rom die Konsequenz der Entwicklung so weit gegangen: Auf der einen Seite wird die Masse der Bauern überflüssig für den Produktionsprozeß, auf der anderen begibt sich die herrschende Klasse aller Arbeit.

So lebte in Rom schließlich die ganze Gesellschaft tatsächlich von den Sklaven und Unterjochten.

Das Getreide kam aus Sizilien, und dort war der Betrieb schon durch die Karthager in Sklavenarbeit verwandelt, und das trieben die Römer auf die äußerste Spitze.

Nun mußte natürlich auch in der Lebenslage der Sklaven eine Änderung eintreten. Sie sind jetzt vollständig reduziert auf die nackte Arbeitskraft. Sie sind in der Landwirtschaft eine Arbeitskraft, die für die Zwecke des Handels verwendet wird. Die ganze Gestaltung geht dahin, das äußerst Mögliche aus den Sklaven herauszuschlagen. Es ist zu unterscheiden zwischen den Sklaven in den Bergwerken und Plantagen und denen in der Stadt. Während sie in der Stadt die eigentliche Intelligenz und die Kultur in Rom darstellten, verfielen sie auf dem flachen Lande …[sic!] wurden regelmäßig gekettet mit Peitschen auf die Arbeit getrieben und zur Nacht in unterirdische Verliese eingesperrt. Man brandmarkte sie auf die Stirn, damit man sie als Sklaven erkannte. Aus dem Gelaß wurden sie nur hinausgeführt, um auf die Arbeit getrieben zu werden. Verheiraten durften sie sich nicht.

Das war jene Periode, wo sie gänzlich die freie Arbeit verdrängt haben und auch für die Ausfuhr arbeiteten.

Diese Verhältnisse mußten zu Aufständen der Sklaven führen, gerade weil die Sklaven vorher Freie waren.

Nächste Seite »