Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 7.1, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2017, S. 422

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Für den Herrn wurde oft ein besonderes Landhaus gebaut. Alle Sklaven in einem solchen Betriebe bekamen periodisch und in bestimmten Mengen alle Lebensmittel. Kleider und Schuhe wurden gewöhnlich auf dem Markte gekauft. Jeden Monat bekamen sie ein Maß Weizen (Roggen und Hafer waren damals noch unbekannt), und jeder mußte sich dieses Maß selbst mahlen. Außerdem Salz, Oliven, gesalzene Fische, Wein und Öl. Sie lebten also in der ersten Zeit so, daß wir sie nicht bedauern können. Ein und dasselbe gehörte zum Leben der Sklaven, der Bauern und mit wenigen Unterschieden auch des Adels.

Neben dem Villicus gab es eine Villa, die Wirtschafterin, die für das gesamte Gesinde das Essen kochte, und alle nahmen ihre Mahlzeit gemeinsam ein. Etwa fluchtverdächtige Sklaven oder solche, die sich ernstlich vergangen hatten, wurden gefesselt und zur Strafe in unterirdische Verliese gelassen, aber das war in der ersten Periode nur Ausnahme und geschah nur in Fällen von Verschuldung der Sklaven. Der Sohn der Familie wurde damals oft in derselben Weise bestraft wie der Sklave. Beide standen unter der unbeschränkten Gewalt des Familienvaters.

Bei größeren Arbeiten, die eine Anhäufung größerer Arbeitskräfte in kurzer Zeit erforderten, reichten die Sklaven nicht aus, und es wurden freie Tagelöhner hinzugenommen, die mit den Sklaven die Arbeit erledigten, z. B. bei der Ernte. Olivenlese und Weinlese wurden gleichfalls gewöhnlich freien Unternehmern mit Sklaven übergeben; d. h., es gab solche, die die Erledigung solcher Arbeiten übernahmen, und sie brachten eigene Sklaven mit. Dafür kriegten sie ihre Entschädigung. Im allgemeinen war die Ernährung und Behandlung der Sklaven eine gute. An Feiertagen wurden sie von der Arbeit befreit. Und da sie in Rom zur Familie gehörten, so nahmen sie an den religiösen Kulten, den Familienkulten teil. (Es gab in Rom nicht nur Staatsgötter, sondern jede Familie hatte auch ihre Hausgötter.)

Zweite Periode

Im Schoße der römischen Gesellschaft treten tiefe Umwälzungen um das 3. Jh. ein. Es beginnt der Kampf um die Bildung des Weltreichs Rom. Er wird eingeleitet durch eine endlose Reihe von Kriegen. Wendepunkt sind die Punischen Kriege. Fast kein Jahr vergeht ohne Krieg.

Zunächst die Punischen Kriege mit Karthago. Der dritte Krieg, der mit dem Siege endete, war 146 beendet.

Dann beginnen gleichzeitig Makedonische Kriege. (Makedonien war damals ein Teil Griechenlands im Norden.) Drei Makedonische Kriege:

der erste 215–205
der zweite 200–197
der dritte 171–168.

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