Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 7.1, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2017, S. 421

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Die Sklaverei in Rom

Die Geschichte der römischen Sklaverei ist eine spätere als die der griechischen, wie auch die ganze römische Geschichte eine spätere ist. Rom wurde erst im 8. Jh. v. Chr. gegründet. In Griechenland reicht die vorhistorische homerische Zeit bis ins 10., 11. Jh. v. Chr., wo ja schon die Sklaverei, wenn auch nur in geringem Umfang, bestand. Rom übernahm sozusagen die Sklaverei von Griechenland; sie tritt daher in Rom auch schon fertiger auf.

Im allgemeinen unterscheiden wir drei Perioden der Sklaverei in Rom:

Die erste reicht bis zu den Punischen Kriegen, also bis ins 3. Jh. v. Chr.;

die zweite von den Punischen Kriegen bis zur Kaiserzeit, das ist kurz vor und kurz n. Chr. G., im 1. Jh.;

die dritte vom 1. Jh., d. i. von der Zeit um Chr. G. bis zum Verfall des Römischen Reiches.

[Erste Periode]

In der ersten Periode ist der Typus des wirtschaftlichen Lebens in Italien die Bauernwirtschaft. Es ist freilich schon ein Adel vorhanden, ein größerer adliger Grundbesitz, Differenzierung ist schon da. Adel und Bauern leiten wir, wie in Griechenland, aus der Mark ab; die Bauern sind frühere Markgenossen, der Adel diejenigen, die in der Mark die öffentlichen Ämter innehatten.

Die Produktionsweise auf dem adligen Gut unterscheidet sich fast gar nicht von der auf dem bäuerlichen Gut, der Unterschied liegt nur im Umfang. Zur wirtschaftlichen Umwälzung sind noch keine größeren Grundlagen vorhanden.

Die Sklaverei ist in dieser ersten Periode schon eingeführt, aber noch in beschränktem Umfang. Auf dem adligen Grundbesitz gibt es etwas mehr Sklaven, auf dem bäuerlichen weniger. Manche ärmeren Bauern haben auch gar keine Sklaven. Die Sklaven sind hier noch ländliche Arbeiter. Da die Bauernwirtschaft der Typus der Verhältnisse ist (es wurden nur die Bedürfnisse befriedigt), so ist dadurch ein gewisser patriarchalischer Zustand auch bei den Sklaven gegeben. Sie arbeiten bei einem Bauern neben seiner Familie, bei den Adligen oder den Pächtern neben den anderen Ackersknechten. (Die Adligen gaben vielfach Land in Pacht, das wurde wie das bäuerliche Land bearbeitet.)

Die Sklaven werden also als landwirtschaftliche Arbeiter neben den Freien, zusammen mit den Freien beschäftigt. Es sind meistens schon gekaufte Sklaven. Sie werden meist mit 20 Jahren gekauft; wenn sie alt und krank werden, werden sie meist zu billigen Preisen verkauft. Der Grundbesitz eines Adligen hieß in der ersten Periode in Rom: Villa rustica, d. h. Landgut. Es bestand gewöhnlich aus einem Wohnhaus für den Villicus, den landwirtschaftlichen Leiter des Betriebs, einen Beamten des Gutes. Er hat zusammen mit den Sklaven ein Wohnhaus. Daneben Viehställe, Speicher usw.

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