Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 7.1, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2017, S. 420

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Das sind die Früchte der Sklaverei. Daraus mußte sich der Verfall der griechischen Gesellschaft ebenso wie der römischen ergeben.

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Schlußfolgerungen:

In Griechenland führte die Sklaverei die Trennung des Wissens vom Produktionsprozeß herbei. Vorher war das Wissen nicht von der Arbeit in der Produktion getrennt. Das Wissen wurde gemeinschaftlich gesammelt in der Produktion. Alle arbeiteten, und alle arbeiteten zusammen. Wissen war immer notwendig. Um einen Stein zu behauen, um Werkzeuge herzustellen, dazu waren naturwissenschaftliche Kenntnisse notwendig; um die Einteilung in der Mark vorzunehmen, dazu gehörte schon eine Menge Wissen.

Die nächste Form ist, daß das Wissen bei den Priestern ruht. Sie durften, so in Indien, nicht am Ackerbau teilnehmen. Dadurch gewannen sie Zeit zu ausgedehnterer geistiger Arbeit. Die war notwendig, um z. B. im Orient die großen Wasserleitungen, die Kanalisation zu leiten, die nicht von einer Mark ausgeführt wurden, sondern von mehreren. Die Priester hatten innige Fühlung mit der Natur, schon weil sie den Kultus zu versehen hatten, der ja damals ein Naturkult war.

Die nächste Form, in der das Wissen sich von der Produktion trennte, war die Sklaverei. Und zwar fand in ihr gleich eine vollständige Scheidung zwischen körperlicher und geistiger Arbeit statt.

Das kam der Wissenschaft und der Kunst zugute. Sie konnten jetzt, ohne an die Produktion gebunden zu sein, frei in der Luft schweben, der Zeit vorauseilen. Die Kunst gelangte in Griechenland zu einer Blüte, die bis heute nicht erreicht worden ist. Aristoteles hätte ohne die Sklaverei nie das werden können, was er war. In allem, was es heute gibt, knüpfen wir an die antike griechische Welt an, an Aristoteles. In diesem Sinne können wir sagen: Ohne die Sklaverei gäbe es keinen Sozialismus.

Auch dem Produktionsprozeß kam das Wissen noch zugute.

Der Ausschluß der Sklaven vom geistigen Leben führte natürlich auch dazu, daß die Herrschenden Gesetze gaben, die natürlich ihrem Interesse dienten, aber von den Sklaven mitgehalten werden mußten, obwohl sie nicht an dem Zustandekommen beteiligt waren. Viel anders ist es ja heute noch nicht. Es herrschte also und gab Gesetze eine Klasse, die gar nicht am Produktionsprozeß teilnahm. Diejenigen, die alle Werte schufen, mußten sich ihr fügen.

In der sozialistischen Gesellschaft wird das Wissen Gemeingut aller sein. Alle Arbeitenden werden das Wissen haben.

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