Sehr stark kommen durch Aristoteles (geboren 384 v. Chr., gestorben 322/321 v. Chr.) die Zeitverhältnisse, die Ansichten der damaligen Zeit zum Ausdruck. In seinem Werk „Die Politik“, das aus acht Büchern besteht, schreibt er:
„Das ist erst ein vollständiger Haushalt, der aus Sklaven und Freien besteht.“
Aus dem Buch I der „Politik“:
„Die Wissenschaft des Herrn reduziert sich darauf, seine Sklaven richtig zu gebrauchen. Er ist der Herr, nicht weil er der Eigentümer eines Menschen ist, sondern weil er sich seiner Sache bedient. Der Sklave bildet einen Teil des Reichtums der Familie.“
Aus dem Buch I der „Politik“:
„Die Natur selbst hat die Sklaverei geschaffen. Tiere teilen sich in männliche und weibliche. Das Männliche ist das Vollkommenere, es herrscht. Das Weibliche ist unvollkommen, es gehorcht. Nun, es gibt im Menschengeschlecht Individuen, die anderen ebenso untergeordnet sind, wie der Leib der Seele, wie das Tier dem Menschen. Das sind jene Wesen, die nur zur körperlichen Arbeit taugen, und die zu nichts Vollkommenerem geeignet sind. Diese Individuen sind von der Natur zur Sklaverei bestimmt, weil es für sie nichts Besseres gibt als zu gehorchen. Besteht denn in der Tat ein so großer Unterschied zwischen dem Sklaven und dem Tiere? Ihre Dienste gleichen einander, nur durch ihren Körper sind sie uns nützlich. Aus diesen Prinzipien können wir schließen, daß die Natur Menschen für die Freiheit und andere für die Sklaverei geschaffen hat, daß es nützlich und gerecht ist, daß der Sklave gehorcht.“[1]
Es herrschte ein vollständiger Bruch zwischen geistiger und körperlicher Arbeit. Nach Aristoteles hat die Natur die Sklaven geschaffen, und die physische Arbeit, die Grundlage der Produktion, ist nach ihm auch die Grundlage der Unfreiheit.
Die freien Bauern waren zugleich Mitglieder der Gesellschaft, zugleich Bürger, nahmen noch an vielen öffentlichen Angelegenheiten teil.
Mit der Zeit kommt auf, daß jeder Adlige in der Stadt wohnen und seine Hauptbeschäftigung sein muß, sich mit Staatsgeschäften zu befassen, abgesehen von der Beschäftigung mit Wissenschaft, Kunst, Kriegsdienst. Die Bauern werden proletarisiert, finden nirgends Arbeit, weil überall Sklaven sind. Sie werden überflüssig, zählen nicht.
Der Sklave hat als Fremder gar keine Möglichkeit, sich am öffentlichen Leben zu beteiligen. Er hat keine öffentlichen Pflichten. Deshalb volles Verfügungsrecht des Herrn über ihn, weil keine Bürgerrechte, kein Schutz des Staates.
Wenn auch die Sklaven die weniger zahlreichen waren, sie waren doch die Hauptsache. Sie proletarisierten die Bauern. Trennung des geistigen Lebens vom Produktionsprozeß.
[1] Siehe Aristoteles: Politik. Schriften zur Staatstheorie, Stuttgart 1989, S. 80, S. 88 und S. 84 f.