Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 7.1, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2017, S. 418

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(Genosse Eduard Bernstein kam nach der Volkszählung von 1905 auch damit an, daß er sagte, es existieren noch so und so viele Handwerker, Gewerbetreibende usw. Aber das besagt nichts dagegen, daß das Proletariat der Unterbau der heutigen Gesellschaft ist. Mit Zahlen darf man da nicht kommen.)[1]

Die ersten genauen Angaben über die Arbeit der Sklaven haben wir namentlich aus dem 5. Jh., aus Perikles’ Zeiten, der 500[2]–429 lebte. Er stand vor in Attika und hatte großen Einfluß. Damals gab es in Attika nach den neuesten Berechnungen von Beloch 130–150000 Freie, 100000 Sklaven. Die Gesamtbevölkerung ganz Griechenlands betrug 2250000. Darunter zählte Beloch 850000 Sklaven zu derselben Periklesschen Zeit.[3]

Professor Meyer hat die Zahlen noch revidiert. Nach ihm kommen um das Jahr 431, zu der Periklesschen Zeit, in Attika: 170000 Freie, 40000 Metöken, die Nachkommen der Bürger mit den Sklaven, Mischlinge, und 150000 Sklaven. (Das heutige von 1909 Griechenland hat über zwei Mill. Einwohner, ist also ungefähr stabil geblieben.)

Nachher verschärfen sich die Verhältnisse in Griechenland, nach der Periklesschen Zeit Wendepunkt. 431–404 v. Chr. der Peloponnesische Krieg zwischen Sparta und Athen. In diesem Krieg ging eine kolossale Masse der freien Bauern zugrunde, weil sie ja die Infanterie ausmachten. Nachher nimmt die Sklaverei noch mehr zu. Für Attika im 4. Jh., 317–307, die folgende Statistik: 90000 freie Bürger, 40000 Metöken, 400000 Sklaven.

Diese Zahlen werden von Professor Meyer nicht bestritten, die beweisen, daß nach dem Krieg die Anzahl der Sklaven die der anderen Bevölkerung übertraf. Er sagt nur, vorher sei das nicht gewesen und auch dann nicht in ganz Griechenland, sondern nur in einigen Zentren. Übrigens spricht Professor Meyer von Industrie und Fabriken in Griechenland, ein typisch bürgerlicher Zug.

Nun, wo die Sklaven so überhandnahmen, wurden sie nicht nur im Handwerk, Bergwerk und auf den Plantagen verwendet, sondern sehr stark zu persönlichen Diensten. Sklaven wurden zu dem Gut eines freien Bürgers gehörig betrachtet. Einzelne Bürger besaßen 50, andere aber auch 1000 Sklaven. Es wird im 4. Jh. zur Mode, daß ein Freier keinen Schritt in der Stadt tut, ohne vor und hinter sich eine Schar von Sklaven zu haben. Als in Athen die Stutzer aufkamen, trugen die Sklaven für die Stutzer Stühle mit, ließen den Herrn aller paar Schritte niedersitzen und verscheuchten ihm durch Wedeln die Hitze. (Wedelten ihm Kühlung zu.)

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[1] Gemeint sind Wertungen der Ergebnisse zur Betriebs- und Gewerbezählung von Juni 1907 in Eduard Bernsteins Artikeln Modernität im Kampf und Deutschlands soziale Gliederung. In: Sozialistische Monatshefte (Berlin), 14. Jg., Heft 26/1908, S. 1643 ff., ebenda, 15. Jg., Heft 5/1909., S. 285 ff.

[2] In der Quelle: 444.

[3] Siehe Julius Beloch: Griechische Geschichte. Bis auf die sophistische Bewegung und den Peloponnesischen Krieg, Strassburg 1893, S. 398 ff., S. 465 ff.