Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 7.1, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2017, S. 402

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Reichsgewinn. Kostenlose Besorgung von Geldgeschäften. Bei der Gewinnverteilung besteht die Tendenz, den Anteil des Reiches hinauf- und den der Aktionäre herabzusetzen. Den Aktionären sind 3,5 Prozent garantiert. 20 Prozent des Reingewinns an den Reservefonds, bis dieser 1/3 des Anlagekapitals ausmacht. Von dem Rest fließen ¾ in die Reichskasse, der restliche Teil als Zuschlag an die Aktionäre.

Von 1876–90 durchschnittl. Reichsgewinn 2 Mill. M
1896 8,4 Mill. M
1900 20,8 „ „
1901 12,4 „ „
1907 34,5 „ „
1908 23,– „ „
1909 12,5 „ „

Dividenden der Aktionäre 1909 5,8 Prozent.

Die Reichsbank steht im Mittelpunkt der Angriffe der Agrarier, Antisemiten und Bimetallisten. Die Reichsbank ist nach ihrer Auffassung ein Institut von und für Juden zur Schädigung des kleinen Mannes. Von den Agrariern wird seit 1898 bis zur jüngsten Beratung der Gedanke der Verstaatlichung propagiert. Der Antrag, die Erhöhung des Grundkapitals soll vom Reich vorgenommen werden, wurde abgelehnt. Ebenso der Antrag der Agrarier, ein Maximum von 6 Prozent Dividenden festzusetzen. Das gleiche Schicksal erlitt der weitgehendere Antrag der Sozialdemokratie, der fünf Prozent verlangte. Gegen die Verstaatlichung stimmte auch unsere Fraktion.

Notenbanken und Effektenbanken. Die Div[idenden] der ersteren fallen, namentlich während der Krise, die der letzteren steigen, und zwar auch während der Krise.

Die führenden neuen Effektenbanken
Die Deutsche Bank Kapital 200 Mill. Res. 107,8 Mill.
Diskontogesellschaft „ 170 61,– „
Dresdener Bank „ 200 61,– „
Schaffh. Bankverein „ 145 34,– „
Darmstädter Bank „ 160 32,– „
Berliner Handelsgesellsch „ 180 34,– „
Nationalbank „ 80 17,– „
Commerz- + Diskontobank „ 85,8 18,– „
Mitteldeutsche Kreditbank „ 54,8 8,– „

Die Dividenden aller dieser Banken sind während der Krise nicht nur stabil geblieben, sondern zum Teil noch in die Höhe gegangen. Deutsche Bank 12 Prozent, andere 9, 8, 7 Prozent. Die geringste Dividende bei der Commerz- und Diskontobank 5,5 Prozent, im letzten Jahr 6 Prozent. Der Gewinn in der Prosperitätsperiode rührt bei diesen Banken daher, daß sie ihr Kapital in Industrieunternehmungen stecken. Während der Krise verwenden sie es als Leihkapital.

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