Aus dem 5. Jh. gibt Perikles folgende Zahlen an. Freie 130–150000, Sklaven 100000, nach dem peloponnesischen Krieg 170000 Freie, Metöken 140000, Sklaven 180000. Wie sich aus den angeführten Zahlen ergibt, gehen über die Höhe der Anzahl von Sklaven in Griechenland die Meinungen sehr weit auseinander. Im allgemeinen kann gesagt werden, daß in neuerer Zeit bürgerliche Forscher die Tendenz haben, die Zahl der Sklaven geringer als die der Freien anzugeben.
Während des peloponnesischen Kriegs sind 20000 Sklaven geflüchtet. Nachher kam es immer wieder zu Sklavenaufständen, wodurch die Sklaverei allmählich unrentabel wurde. Wenn ein einzelner 50 Sklaven im Besitz hatte, galt diese Zahl schon als hoch; doch kam es auch vor, daß einer 1000 besaß.
Aristoteles, der genialste Mann hat des Altertums, hat sich in seiner Politik, Buch I, über die Sklaverei auf folgende Weise ausgesprochen: „Das ist erst ein vollständiger Haushalt, der aus Sklaven und Freien besteht. –
Die Wissenschaft des Herrn reduziert sich darauf, einen Sklaven richtig zu gebrauchen. Er ist der Herr, nicht weil er Eigentümer eines Menschen ist, sondern weil er sich seiner Sachen bedient. Der Sklave bildet einen Teil des Reichtums der Familie.“[1]
In Buch I: „Die Natur selbst hat die Sklaverei geschaffen. Tiere teilen sich in männlich und weiblich. Das männliche ist das vollkommenere, es herrscht; das weibliche ist unvollkommen, es gehorcht. Nun, es gibt im Menschengeschlecht Individuen, die andern ebenso untergeordnet sind wie der Leib der Seele. Wie das Tier dem Menschen. Das sind jene Esel, die nur zur körperlichen Arbeit taugen und die zu nichts Vollkommenerem taugen. Diese Individuen sind von der Natur zur Sklaverei bestimmt, weil es für sie nichts Besseres gibt als zu gehorchen. Besteht denn in der Tat ein so großer Unterschied zwischen dem Sklaven und dem Tiere, ihre Dienste gleichen einander; nur durch ihren Leib sind sie uns nützlich. Aus diesen Prinzipien können wir schließen, daß die Natur Menschen für die Freiheit und andere für die Sklaverei geschaffen, daß es nützlich und gut ist, daß der Sklave gehorcht.“[2] Trennung zwischen geistiger Arbeit und körperlicher.
Literatur. Prof. Eduard Meyer „Die wirtschaftliche Entwicklung des Altertums“, [Jena 1895]. [Julius] Beloch „Griechische Geschichte“, [5 Teile, Straßburg 1893–1904]. Tschikoti (Ciccotti) „Untergang der Sklaverei“[3]. Engels Ursprung der Familie.[4]
[1] Siehe Aristoteles: Politik. Neu übersetzt und mit einer Einleitung und erklärenden Anmerkungen versehen von Eug. Rolfes, Leipzig 1912, S. 5 ff.
[2] Siehe ebenda, S. 8 ff.
[3] Siehe Ettore Ciccotti: Der Untergang der Sklaverei im Altertum. Deutsch von Oda Olberg, Berlin 1910.
[4] Siehe Friedrich Engels: Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats. Im Anschluß an Lewis H. Morgans Forschungen. In: MEW, Bd. 21.