Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 7.1, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2017, S. 345

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Einen Schritt weiter in der Zersetzung der Markgenossenschaft und in der Entwicklung zur Sklaverei bedeuteten die Zustände bei den Spartanern. Hier gehört der Boden den Spartanern, wird aber von den Heloten bearbeitet. Trotzdem die Spartaner selbst nicht mehr produzierten, sondern sich, wie gesagt, von den Heloten erhalten ließen, bildeten sie doch noch eine abgeschlossene Organisation, was durch den gemeinsamen Konsum und durch die gemeinsame Erziehung ihrer Kinder bewiesen wird.

Die Heloten waren gänzlich von Grund u. Boden L losgelöst. Das ganze Verhältnis müssen wir als ein Übergangsstadium von der Markgenossenschaft zur Sklaverei ansehen. In fünf Aufständen versuchten die Heloten das spartanische Joch abzuschütteln.

Die Verhältnisse Spartas sind typisch für die alten Phasen der Entwicklung.

Di Über die Zustände in Athen im 12. oder 13. Jh. haben wir keine Nachrichten, wie man ja erst im 6. Jh. dazu überging, geschichtliche Ereignisse zu registrieren.

Aber aus dem Epos des Homer lassen sich folgende Schlußfolgerungen ziehen. Die Grundlage der Athenischen Wirtschaft war[en] der Ackerbau, Wiesen Viehzucht und Weinbau. Die beiden letzteren Arten waren überwiegend und wurden gemeinsam betrieben. Bezahlt wurde mit Kupfer und mit Ochsen. Eine Gentilaristokratie war schon vorhanden. Die Arbeitspflicht besteht aber noch für alle. Ihre Lebensweise konnte also noch nicht wesentlich höher sein als der anderen Markgenossen. Als sie aber mit anderen Kulturvölkern in Berührung kommen, zersetzen sich die patriarchalischen Einrichtungen. Sie lernten eine neue Kriegstechnik kennen, Einzelwagen und Einzelkrieger. Diese Entwicklung brachte es mit sich, daß der Kriegsdienst nicht mehr von de sämtlichen Markgenossen, sondern von bestimmten Markgen Kriegern ausgeübt wurde. Auf diese Weise entsteht der Adel. Dieser hat den Auftrag, den Handel zu übermitteln und zu vollziehen. Tr

Wenn also der Adel auch ursprünglich den Handel im Auftrag der Markgenossen ausübte, so wußte er doch im Laufe der Zeit, sich des Handels vollständig zu bemächtigen, den er jetzt auf eigene Faust ausübte und für sich monopolisierte. Der Handel ist entstanden zugleich als Ausdruck der Zersetzung der Markgenossenschaft.

Es gab bereits feste Burgen, die im Besitz der Adeligen waren, die zur Sicherung ihres Lebensunterhaltes darnach trachteten, die ungeteilte Mark in ihren Besitz zu bringen und diese dann durch Fronarbeiten bewirtschaften zu lassen. Die Folge davon ist eine starke Differenzierung der Lebenshaltung.

Mit dieser zo sozialen Gliederung tritt Athen in die Geschichte ein. Ungeheure Vermögen des Adels auf der einen Seite, Schuldsklaverei der kleinen Bauern auf der anderen Seite. Daraus entsprangen schwere Kämpfe um Landbesitz und um die politische Macht. Das Resultat war die sog. Solonische Gesetzgebung.[1] Annullierung

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[1] Der athenische Staatsmann Solon war 594 v. u. Z. zum Archonten gewählt und als Schiedsmann zwischen den Ständen mit außerordentlichen Vollmachten zur Neuordnung der Gesellschaft und Verfassung ausgestattet worden. Er verfügte einen allgemeinen Schuldenerlaß und hob die Schuldknechtschaft auf. So konnte kein Gläubiger mehr seine zahlungsunfähigen Schuldner als Sklaven verkaufen oder als Teilpächter an Grund und Boden binden. Solon führte eine Münz- und Maßreform durch. Er begründete die Einteilung der Bürgerschaft nach dem Grundbesitz in vier Klassen, schuf den Rat der Vierhundert und die Geschworenengerichte.