Die Inkas verlangten von den Peruanern, daß sie ihnen einen bestimmten Ertrag des Ackerbaues lieferten, außerdem benutzten sie die Peruaner zu Arbeiten bei den Kanalbauten, und die Kriegstruppen mußten von den Peruanern gestellt werden.
Hier sehen wir also trotz der Tatsache, daß sowohl die Inka als auch die Peruaner kommunistisch lebten, daß die eine Marka von der anderen ausgebeutet wurde. Von einer Ausbeutung durch Klassen kann aber nicht gesprochen werden, es war dies kein Klassen-, sondern ein Herrschaftsverhältnis. Klassen können sich nur innerhalb einer wirtschaftlichen Einheit entwickeln, durch die Entstehung des Privateigentums. Wird eine solche wirtschaftliche Einheit von einer anderen ausgebeutet und unterjocht, so ist dies kein Klassen-, sondern ein Herrschaftsverhältnis.
Berlin, den 5. XI. 10
Die soziale Gliederung Indiens. Indien umfaßt 4,4 Mill. qkm und ungefähr 300 Mill. Einwohner. Von diesen stehen unter direkter Verwaltung Englands 232 Mill., während die übrigen sich mehr oder weniger unter dem Protektorat der engl. Regierung befinden. Sie bekennen sich zu folgenden Relig[ionen]: zwei Mill. Christen, 52 Mill. Mohammedaner, vier Mill. Buddhisten und 190 Mill. Hindus.[1]
Von den Europäern wurde Indien 1498 (Vasco da Gama) entdeckt. Aber erst zu Beginn des 17. [Jh.] gründeten sich die ersten Handelskomp[anien], die eigentlich erst das Land erschlossen. Zuerst kam die holländisch indische Handelskomp. 1599, dann die engl. indische Handelskomp. 1602 und 1664 die franz.-ostindische Komp.
Bis zum 17. Jh. war vorwiegend die holländ. Komp. Am Anfang des 18. Jh. die franz. und gegen Ende des 18. Jh. wußte sich die engl. Komp. die Vorherrschaft zu sichern, die sie bis auf den heutigen Tag einnimmt. 1784 wurden durch die engl. Komp. Kontrollämter für Ostindien eingeführt, deren Wirkungen den Sepoy-Aufstand verursachten.[2]
Eine genaue Beschreibung der soz[ialen] Verhältnisse in Gegenwart und Vergangenheit gab uns der russische Gelehrte Maxim Kowalewski.[3]
Die Inder werden nicht als die Ureinwohner Indiens betrachtet, sondern die Oravidas. Die Inder sollen im 3. Jahrtausend v. u. Z. dort eingewandert sein. Einen Rest der ursprünglichen Bewohner sollen die Paria darstellen; ein Stamm, der sich auf der tiefsten Stufe sämtlicher Inder bewegt. Anfangs drangen die Inder nur bis in die sog. fünf Stromländer vor, wo sie als Nomaden lebten, ungefähr ein Jahrtausend. Allmäh-
[1] Siehe Die Akkumulation des Kapitals. In: GW, Bd. 5, S. 319 ff.
[2] Der Sepoy-Aufstand brach 1857 in der aus Indern bestehenden sog. Sepoy-Einheit der bengalischen Armee aus, dauerte bis 1859 und erfaßte Nord- und Mittelindien.
[3] Siehe Einführung in die Nationalökonomie. In: GW, Bd. 5, S. 599 ff., S. 603 ff., S. 666 ff, 673 ff. und S. 696.