genüber der Muttermark nicht erfüllte, diese wieder aufzulösen u. auf diese Weise die ihre Mitgl. zwingen, wieder in die alte Markgenossenschaft zurückzukehren. Hier wurden aber diese nicht mehr als gleichberechtigt betrachtet. Damit ging Hand in Hand eine immer fortschreitende Aufteilung der ungeteilten Mark. Mit dieser Entwicklung hing zusammen, daß die Viehzucht immer weiter zurückging u. der Ackerbau immer mehr zunahm.
Wir haben gesehen, daß einer der Ältesten in der Mark zum Vorsteher gewählt wurde, welches Amt dann gewöhnlich lebenslänglich ausgeübt wurde. Von der Lebenslänglichkeit zur Erbfolge war es nur ein Schritt, denn es ist klar, daß die Söhne eines solchen Markvorstehers sich am besten erinnern konnten, wie eine Sache z. B. vor 20 oder 30 Jahren erledigt wurde, kurz die Erbfolge entwickelte sich, weil sie sich als praktisch erwies. Mit der Erbfolge vererbten sich auch die Ansprüche, die ein Markvorsteher an die Mark zu richten hatte. Hier sehen wir den Ursprung des späteren Kleinadels, denen die Dorfgenossen tributpflichtig waren. Aus der inneren Entwicklung der Markgenossenschaft ergab sich, wie wir gesehen haben, eine wachsende Ungleichheit.
Dieser innere Zersetzungsprozeß wurde beschleunigt durch den Zusammenstoß der römischen Kultur mit den germanischen Markgenossenschaften. Die Germanen, als Vertreter der Markgenossenschaft, eroberten das Römische Reich gegen die Vertreter einer historisch überlebten Sklavenwirtschaft. Die Germanen nahmen nun das Römische Reich in Besitz u. versuchten ihre Markgenossenschaft dort einzuführen, die Verteilung des Ackerlands geschah auf diese Weise, 2/3 des vorhandenen Bodens nahmen sie für sich in Anspruch 1/3 ließen sie den eingesessenen Bewohnern. Nicht selten erhoben sie dazu noch von den ursprünglichen Bewohnern noch eine auch für die damaligen Verhältnisse geringe Abgabe. In einer solchen Mark gab es dann schon sogenannte Freie u. Halbfreie. Die immer häufiger werdenden Kriege ließen das Bedürfnis nach von der Bewirtschaftung der Mark unabhängigen Führern aufkommen.
Bei den Germanen war es üblich, daß der im Laufe des Krieges eroberte Grund und Boden zwar als Gemeineigentum angesehen, wurde aber dem König zur Benutzung Verwaltung übergeben wurde. Dieser verteilte diese Güter wieder an die ihn umgebenden Kriegsführer, den sogenannten Hofadel. Es liegt auf der Hand, daß diese Ungleichheit, die sich aus diesen Verhältnissen ergab, viel schneller vor sich ging als der innere Zersetzungsprozeß der Markgenossenschaft.
Eine weitere Quelle der Ungleichheit waren die Kämpfe, die die Germanen unter sich führten. Hatten die Germanen die Römer unterworfen, so hatte das Christentum die Germanen unterworfen. In dem Maße, wie die Markgenossenschaft zerfiel, verlor auch ihre Religion die Grundlage. Ihre bisherige Religion paßte in die neuen Verhältnisse nicht mehr hinein. Unter diesen Umständen war es erklärlich, daß das Christentum, das nach jeder Richtung einen historischen Fortschritt darstellte, verhält-