Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 7.1, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2017, S. 323

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J. Lippert (Kulturgeschichte Bd. II, Seite 89): „In der Urzeit suchte im Großen und Ganzen jeder für sich seine Nahrung. Ein Hand in Hand greifen, eine Art Teilung der Arbeit kurz eine gesellschaftliche Fürsorge fand nicht statt.“[1]

Ratzel (Völkerkunde 1885 I. Bd., Seite 88): „Der wichtigste Schritt aus der Rohheit zur Kultur ist die Loslösung des Einzelmenschen aus der gänzlichen oder zeitweiligen Vereinzelung oder Vereinsamung, welche mit den niederen Stufen des Wirtschafts Naturmenschentums unzertrennlich verbunden ist.“[2]

Bücher meint, daß bei den primitiven Völkern Jahrtausende hindurch eine individuelle Nahrungssuche geübt wurde.[3]

Lassalle spricht in seiner Schrift (Kap. u. Arbeit, S. 111-112) von einer individuellen Freiheit des Einzelmenschen. Lassalle schrieb im Jahr 1864, bis zu welcher Zeit die Völkerkunde noch sehr unentwickelt war.[4]

Heft II

Wirtschaftsgeschichte, Nationalökonomie

Lehrer: Dr. R. Luxemburg

Gehen die bürgerlichen Nationalökonomen ausnahmslos vom Einzelmenschen aus, so kommen durch ihre Forschungen abseits des täglichen Klassenkampfes einzelne Naturforscher zu wesentlich anderen Resultaten. So erklärt Lamarck Geo („Die zoologische Philosophie“, Verlag Teubner Leipzig), die Menschen wären von Anfang an in Gemeinschaften zusammen gewesen.[5] Darwin kommt zu demselben Resultat. Ed. Meyer (Kulturgeschichte S. 6) sagt als Historiker in dem schon angeführten Werk[6]: „Sowohl nach seiner Körperbeschaffenheit wie nach seiner geistigen Veranlagung kann der Mensch nicht als Einzelwesen existieren, etwa mit zeitweiliger geschlechtlicher Paarung. Der isolierte Mensch, den das Naturrecht in der Lehre vom gesellschaftlichen Vertrag an den Anfang der menschlichen Entwicklung stellte ist eine Konstruktion ohne jede Realität u. daher für die theoretische Analyse ebenso irreführend wie für die geschichtliche Erkenntnis. Vielmehr gehört der Mensch zu den

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[1] Siehe Julius Lippert: Kulturgeschichte der Menschheit in ihrem organischen Aufbau. Zwei Bände, 2. Bd., Stuttgart 1886, S. 89.

[2] Siehe Friedrich Ratzel: Völkerkunde, 1. Bd., Leipzig 1885, S. 88.

[3] Siehe Karl Bücher: Die Entstehung der Volkswirtschaft, S. 8 f.

[4] Siehe Ferdinand Lassalle: Herr Bastiat-Schulze von Delitzsch, der ökonomische Julian oder Kapital und Arbeit. In: Ferd. Lassalle’s Reden und Schriften, Bd. 3, S. 111 f.

[5] Siehe Jean [Baptiste] Lamarck: Zoologische Philosophie. Nebst einer biographischen Einleitung von Charles Martins. Aus dem Französischen übersetzt von Arnold Lang, 2. Aufl., Leipzig 1903.

[6] Es handelt sich nicht um die „Kulturgeschichte“ von Julius Lippert (siehe Julius Lippert: Kulturgeschichte der Menschheit in ihrem organischen Aufbau. Zwei Bände, Stuttgart 1886), sondern um die Monographie von Eduard Meyer: Geschichte des Altertums. Zweite Aufl., Erster Band. Erste Hälfte. Einleitung. Elemente der Anthropologie, Stuttgart und Berlin 1907.