Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 7.1, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2017, S. 321

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Hausarbeit Berlin, d. 22. X. 10.

Wirtschaftsgeschichte

Einleitung Um die zur Planmäßigkeit in der planlosen Produktion innerhalb des Kapitalismus wirkenden

Hausarbeit B., d. 22. X. 10.

Wirtschaftsgeschichte

Um die zur Planmäßigkeit führenden Gesetze der planlosen kapit. Wirtschaftsweise zu erkennen, zu können muß man untersuchen, wie die kapit. Wirtsch. historisch entstanden ist u. wie die frühere planmäßige Wirtschaft beschaffen war. Diese Untersuchung ist die Wirtschaftsgeschichte.

Um das Verschiedene der einzelnen Wirtschaftsepoche stell festzustellen, müssen wir unserer Untersuchung das allen Gemeinsame zugrunde legen.

Die gemeinsame Basis aller Wirtschaftsepochen ist die Arbeit.

Weil nun das Wesen unserer Nationalökonomie in der Kritik der bürgerlichen Halbheiten u. Unzulänglichkeiten besteht, u. weil wir außerdem dort, wo die bürgerlichen Nationalökonomen durch ihr Klasseninteresse verhindert werden, weiterzugehen, weiter [zu] bauen, ist es notwendig festzustellen, welchen Standpunkt der typische Vertreter der bürg. Nationalök., Prof. Bücher, in der Beurteilung dieser Frage einnimmt.

Er schreibt: (Seite 8 Entstehung der Volksw.) „Allein der Mensch hat zweifellos unermeßliche Zeiträume hindurch existiert ohne zu arbeiten.“ u. auf Seite 27. „Die Arbeit bei den Naturvölkern ist ein recht nebelhaftes Gebilde. Je weiter wir sie zurück verfolgen um so mehr nähert sie sich nach Form u. Inhalt dem Spiel.“[1] An einer anderen Stelle sagt er, die Wilden übten Zeitvergeudung, hätten einen Hang zur Spielerei u. wirft ihnen vor ihre wirtschaftliche Sorglosigkeit, Denkfaulheit, Egoismus, Mangel an Interesse für höhere Entscheidungen u. ähnliches mehr. Die Herstellung von Tätowierungen, Schmuck, Masken bezeichnet er als Spielerei. Zum Beweis seiner Behauptung führt er an, daß die Naturvölker vor den Arbeiten tanzen u. singen, daß sie ihre Gegenstände mit unnützen Ornamenten schmücken, daß sie außerdem Gegenstände verfertigen, die sie nicht brauchen u. endlich, daß sie überhaupt nicht mehr arbeiten als absolut notwendig ist.

Bücher tut hier genau das, was er andern zum Vorwurf macht; er betrachtet die Wilden durch die Kulturbrille. Das Singen bei der Arbeit ist für primitive Völker eine Notwendigkeit. Es ist ein Hilfsmittel der Arbeit, das wieder erst bei dem gemeinsa-

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[1] Siehe Karl Bücher: Die Entstehung der Volkswirtschaft, S. 8 und 27.