Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 7.1, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2017, S. 192

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Folgen:

1. Liberalismus 1893 Spaltung Freis[inn][1]

1900 Zentrum Flotte

1907 Blockära Hottentottenkred.[2]

Blockfrüchte

Rabbi und Mönch[3]

2. Parlament 1906 Indemnität Bethmann

3. Kaiserpolit. Instrument des Him[mels)]

Republik

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Zugleich aber eine unbeschreibliche Verwirrung. Die Araber u. Kab. verkauften oft Grundstücke an mehrere Franzosen zugleich, verkauften Geschlechtereigentum, über das sie nicht verfügen konnten. Es entstand eine unendliche Reihe von Prozessen u. Klagen. Die französische Gerichtsbarkeit begünstigte alle Kolonistenforderungen u. Aufteilungen.

1863 Napoleonisches Gesetz über das Geschlechtseigentum u. seine Aufteilung. S. 217: 1) Festsetzung der Grenzen der Geschlechtsgebiete, 2) Verteilung derselben unter Einzelfamilien, 3) Verteilung des Familiengebietes unter einzelne Glieder.

Geschaffen besondere Aufteilungskommissionen aus einem Brigadegeneral, Unterpräfekten, einem Beamten der arabischen Militärbehörde u. einem Beamten der Domänenverwaltung. Die Kommissionen führen die Aufteilungsprojekte an Ort u. Stelle aus, der Generalgouverneur von Algerien bestätigt sie.

1863–1873 wurden von 700 Geschlechtergebieten 400 aufgeteilt.

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Dabei schon Großgrundbesitz in kleine Parzelle geschaffen. Denn je nach dem Gebiet kam auf ein Mitglied eines Geschlechts (bei 142) 1–4 ha (bei 143) 4–8 (bei 8) 8–16 oder (bei 30) 16–185 ha Land.

Aber die Aufteilung blieb bei den Familien stehen; die Aufteilung des Familiengebietes begegnete unüberwindlichen Schwierigkeiten in den Sitten der Araber. Die Schaffung des individuellen Privateigentums zu dem Zwecke, um es den Franzosen in die Hände zu spielen, wurde nicht erreicht.

Erst die Nationalvers[ammlung] 1871–73 hat sich die Aufgabe der Proletarisierung der Araber direkt gestellt. Besondere Kommission zur Beglückung der Araber, um bei ihnen die große Sterblichkeit u. die Hungersnöte zu bekämpfen u. dazu sei das

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[1] Der Freisinn existierte zwischen 1893 und 1910 als Freisinnige Volkspartei und als Freisinnige Vereinigung. Die zwei Parteien des Freisinns waren infolge der Differenzen über die Stellung zur Militärvorlage von 1892/1893 aus der Spaltung der Deutschen Freisinnigen Partei hervorgegangen. Die Freisinnige Volkspartei war eine kleinbürgerlich-liberale Partei und die eigentliche Nachfolgerin der Deutschen Fortschrittspartei von 1861. Diese hatte sich in ihrem Gründungsdokument für größte Sparsamkeit für den Militarismus im Frieden, die Aufrechterhaltung der Landwehr, die allgemein einzuführende körperliche Ausbildung der Jugend und die erhöhte Aushebung der waffenfähigen Mannschaft bei zweijähriger Dienstzeit ausgesprochen. Die Freisinnige Volkspartei besaß 1907 28 Reichtagsmandate. Die Freisinnige Vereinigung war eine großbürgerlich-liberale Partei und versuchte den freihändlerisch orientierten Gruppierungen der Bourgeoisie einen maßgeblichen politischen Einfluß zu verschaffen. Das meinte sie durch Unterstützung der Aufrüstungs- und Expansionspolitik, eine liberal-sozialreformerische Innenpolitik und Zurückdrängung des Junkertums erreichen zu können. 1908 spaltete sich eine bürgerlich-demokratische Gruppe als Demokratische Vereinigung unter dem Vorsitz von Rudolf Breitscheid von der Freisinnigen Vereinigung ab. Am 6. März 1910 vereinigten sich die Freisinnige Volkspartei, die Freisinnige Vereinigung und die Süddeutsche Volkspartei zur Fortschrittlichen Volkspartei, einer liberalen Partei mit flexiblerer Strategie und Taktik imperialistischer Politik, die sich von besonders konservativ-militaristischen, reaktionären Kreisen abgrenzte und im Reichstagswahlkampf 1912 42 Mandate erzielte. Ende 1918 entstand aus dem Zusammenschluß mit dem linken Flügel der Nationalliberalen und bürgerlich-demokratischen Gruppen die Deutsche Demokratische Partei.

[2] Siehe hierzu Rosa Luxemburg: Zu den Reichstagswahlen. Rede am 14. Januar 1907 in einer Volksversammlung in Magdeburg. In: GW, Bd. 7/1, S. 77 ff., dies.: Zu den Reichstagswahlen. Rede am 18. Januar 1907 auf einer Volksversammlung in Kiel-Gaarden. In: ebenda, S. 90 ff.; dies.: Über den Ausgang und die Lehren der letzten Reichstagswahlen. Rede am 15. März 1907 im 1. Hamburger Wahlkreis. In: ebenda, S. 94 ff.

[3] Siehe Rosa Luxemburg: Rabbi und Mönch. In: GW, Bd. 7/2, S. 705.