Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 7.1, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2017, S. 129

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Petroleum litten [sic!] am meisten. Preise in Baku fielen z. T. auf 1/3.

In China hatte der Boxeraufstand[1] Hunnenfeldzug[2] eine allgem. schwere Krise hervorgerufen, der Handel lag völlig danieder.

Dadurch wurde auch Japan in die Krise hineingezogen, da China, namentl. seine nördl. Küstendistrikte, sein bedeutender Abnehmer sind.

Die Ver. Staaten blieben verschont, ja sie verzeichneten große Prosperität: Textilindustrie u. R Eisenind. waren vollbeschäftigt, Eisenbahnen stark in Anspruch genommen, daher neue Trustbildungen u. Gründungen. Dafür ging die nächste große Weltkrise gerade von

1907

gerade von den Ver. St. aus.

1903–1906 Hochkonjunktur. Militär u. Marine, Hochschutzzoll, hohe Preise.

Dann Panik u. Preissturz an der New Yorker Börse, pflanzte sich nach London, Berlin etc. fort. Fast alle Länder wurden ergriffen.

In Dlnd 1908 11581 Bankrotte (sogar 1901 sog nur 10566).

Am besten spiegelt sich die Weltkrise im Niedergang der Seeschiffahrt, die beispiellos war. Die größten deutschen Reedereien, die 1906 8/4 Prozent Divid. verteilten, gaben 1908 1¼ Prozent, die beiden größten, H[amburg]-A[merika]-L[inie] u. [der] Nordd[eutsche] Ll[oyd], übert gar keine!

Folgen der Überproduktion im Weltschiffsbau während der Hochkonjunktur. In den nord deut europäischen Häfen lagen nach einer Schätzung noch Anfang 1909 Schiffe von 2 Mill. Frachttons unbeschäftigt. Gewerkschaften.

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[1] Gemeint ist der 1899 in Nordchina ausgebrochene Volksaufstand der Ihotuan, der 1900 durch die Armeen von acht Staaten unter Führung des deutschen Generals Alfred Graf von Waldersee grausam niedergeworfen wurde. In einem Abschlußprotokoll von 1901 wurde China u. a. gezwungen, etwa 1,4 Mrd. M Kontributionen zu zahlen und der Errichtung von Stützpunkten für die Interventionsarmeen zuzustimmen.

[2] Im Protest der deutschen Sozialdemokratie gegen die Grausamkeiten des räuberischen Chinafeldzuges unter dem deutschen General von Waldersee veröffentlichte die sozialdemokratische Presse von Oktober bis Dezember 1900 sog. Hunnenbriefe. In den Soldatenbriefen mit Berichten über die Greueltaten wurde der barbarische Charakter des imperialistischen Kolonialkrieges angeprangert. Bei der Besichtigung von Truppen hatte Wilhelm II. am 27. Juli 1900 in Bremerhaven eine chauvinistische, seine berüchtigte „Hunnenrede“ gehalten, die in den Worten gipfelte: „Kommt Ihr vor den Feind, so wird derselbe geschlagen! Pardon wird nicht gegeben! Gefangene werden nicht gemacht! Wer Euch in die Hände fällt, sei Euch verfallen! Wie vor 1000 Jahren die Hunnen unter ihrem König Etzel sich einen Namen gemacht, der sie noch jetzt in Überlieferung und Märchen gewaltig erscheinen läßt, so möge der Namen Deutscher in China auf 1000 Jahre durch Euch in einer Weise betätigt werden, daß niemals wieder ein Chinese es wagt, einen Deutschen auch nur scheel anzusehen!“ Siehe Das persönliche Regiment. Reden und sonstige Äußerungen Wilhelm II. Zusammengestellt von W. Schröder, München 1907, S. 41.