V.
15. November 1907 – Die Herrschaft des Kapitals –
Nach einem Polizeibericht vom 16. November 1907
Es ist ein Unterschied zu machen zwischen der Kapitalistenklasse und der Arbeiterklasse. Die erstere ist eine ausbeutende Klasse, indem sie nur versucht, die Arbeitskräfte ihrer Angestellten auszubeuten und dafür einen Lohn zahlt, der mit den Leistungen gar nicht zu vergleichen ist. Die Kapitalisten spielen sich vielfach auf, daß sie der Arbeiterklasse das tägliche Brot geben, indem sie diese eben beschäftigen. Sie scheinen aber ganz zu vergessen, daß es ziemlich umgekehrt ist; denn wenn bei dem Kapitalist keine Arbeiter arbeiten, hat er keinen Verdienst und es fehlt somit gerade ihm das tägliche Brot.
Welche hohen Gewinne die Kapitalisten haben, kann man am besten an einem Beispiel klarmachen. Z. B. ein Fabrikbesitzer hat zur Einrichtung seines Werkes 100000 M verwendet; an seine Arbeiter zahlt er einen Lohn von 10000 M, an Reingewinn hat er 10000 M, so hätte er nach seiner Rechnung, da er immer mit dem Betriebskapital rechnet, einen Gewinn von 10 Prozent.
In Wirklichkeit hat er aber nicht mit seinem Betriebskapital zu rechnen, sondern mit dem an die Arbeiter gezahlten Lohn (Ausgaben) und hat somit einen Gewinn von 100 Prozent und diesen hohen Gewinn nur durch die starke Ausbeutung der Arbeitskräfte seiner Angestellten.
Ferner führte sie aus, daß die Großkapitalisten die kleineren Geschäftsleute und Handwerker unterdrücken und letztere dadurch genötigt werden, ihr Geschäft an die Ausbeuter abzutreten, wodurch denen die Möglichkeit gegeben wird, immer noch höhere Gewinne zu erzielen. Durch Ausbeutung der Arbeiter und nicht bezahlen der eigentlichen Arbeitskraft sammeln sich die sogenannten besitzenden Klassen immer noch mehr Kapital.
Durch noch mehr ähnliche Beispiele suchte die Vortragende den Anwesenden klarzumachen, daß die Arbeiterklasse alles aufbieten muß, um sich aus dem Joch der Kapitalisten zu entfernen.
Die Vortragende schloß ihre Ausführungen, indem sie kurz auf den nächsten Vortrag hinwies.