sammenhang hat sie das Wort unmenschlich oder entmenscht in bezug auf die Bourgeoisie streng wissenschaftlich gebraucht.
Nunmehr ging die Luxemburg auf die Nationalökonomie und ihr Verhältnis zum Proletariat ein. Die Nationalökonomie ist für den Proletarier die Wissenschaft der Wissenschaften. Marx hat die Nationalökonomie geschaffen und mit ihr soll der Kampf gegen die herrschenden Klassen geführt werden. Es sind wohl seitens der Revisionisten einige Stimmen laut geworden: „Die Wissenschaft steht über dem Klassenkampf“, aber diese Leute haben ja gar keine Ahnung von der Geschichte der Wissenschaften. Jede Wissenschaft hat an ihrem Anfang Klassenkämpfe hervorgerufen oder durchgemacht. Als Beispiel nennt sie die Entwicklungslehre, die Naturwissenschaft, ja sogar die Mathematik in ihren Anfängen. Die Nationalökonomie und die materialistisch historische Geschichtsauffassung, das seien die Waffen, die uns Genossen in die Lage setzten, jeden Nationalliberalen streng wissenschaftlich objektiv der Unwahrheit seiner Verheißungen zu überführen. Aus der Nationalökonomie beantwortet sich auch die Stellung der Sozialdemokratie gegenüber dem zerfallenden Mittelstand, die Sozialdemokratie weiß, daß dieser zerfallen muß, und sie ärgert sich nicht, denn daraus entstehen ja nur Mitkämpfer, Proletarier. Auch zu der Fabrikarbeit der Frauen nimmt die Sozdem. diese Stellung ein. Wenn es ihr auch leid tut, daß die Proletarierfrau vom Herd weggerissen [wird] und physisch herunterkommt. Es ist nach der historischen Entwicklung nicht anders möglich, und andererseits entstehen auch hieraus der Sozialdemokratie neue Kämpferinnen.
II.
25. Oktober 1907 – Die gesellschaftliche Arbeit –
Nach einem Polizeibericht vom 26. Oktober 1907
Die Genossin Rosa Luxemburg hielt einen längeren Vortrag über „Die gesellschaftliche Arbeit“. Sie führte aus, daß schon in früheren Zeiten eine gesellschaftliche Arbeit bestanden hätte, nur in einem andern Sinne wie heute. Die gesellschaftliche Arbeit sei auch unbedingt notwendig, um das, was zur Speise, Bekleidung und Obdach eines jeden Menschen notwendig ist, zu beschaffen. Der einzelne Mensch sei nicht in der Lage, dies zu beschaffen; hierzu sei das Zusammenarbeiten mehrerer Menschen notwendig. Vor mehreren tausend Jahren hätte schon eine kommunistische Gesellschaft bestanden. Die einzelnen Ortschaften hätten damals schon Leute aus ihrer Mitte gewählt, welche über die verschiedenen Arbeiten und Einrichtungen im Orte zu bestimmen hatten. Diese Leute hätten es auch sehr gut verstanden, sich die Gewalt und Herrschaft über den Ort anzueignen. Dies sei schon die Grundlage der heutigen Klassenherrschaft. Diesem Kommunismus sei die Gesellschaft des Frondienstes und