der Baumwollausfuhr. Die Folge davon war eine große Krise der englischen Baumwollindustrie, massenhafte Arbeiterentlassungen, Not und Elend. Das Zurückhalten der Baumwollausfuhr von Amerika nach England hatte nun wieder die Folge, daß die Engländer in Indien große Baumwollplantagen anlegten. Dadurch wurde die Anbaufläche für den Reis bedeutend vermindert, der Reisbau zum großen Teil eingestellt, die indische Bevölkerung litt deshalb Mangel an ihrem notwendigsten Nahrungsmittel, Teuerung und Hungersnot in Indien waren die Folge, so daß im Jahre 1866 eine Million Hindus am Hungertode starben. Die Länder, welche sich an den Verbrauch von Baumwollwaren, die sie aus England bezogen, gewöhnt hatten, gingen nach und nach selbst zur Herstellung von Baumwollfabrikaten über, die sogar den englischen Waren in Indien Konkurrenz machten. An diesem Beispiel sehen wir, daß es keine Volkswirtschaft mehr gibt, sondern daß eine Weltwirtschaft herrscht. Karl Marx gebraucht deshalb auch niemals den Ausdruck Nationalökonomie, sondern er spricht stets von politischer Ökonomie. Was Nationalökonomie genannt wird, ist nicht Volkswirtschaftslehre, sondern Weltwirtschaftslehre.
Warum müssen wir die Nationalökonomie als besondere Wissenschaft studieren? Solange die wirtschaftlichen Verhältnisse noch einfache waren und die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den Menschen sich ohne Schwierigkeiten regelten, bedurften diese Beziehungen keines wissenschaftlichen Studiums. Mit dem Beginn der kapitalistischen Wirtschaftsweise ist das anders geworden. Als Begleiterscheinung dieser Wirtschaftsweise treten Krisen auf. Auch die Arbeitslosigkeit ist eine ständige Erscheinung in der heutigen Gesellschaft. Ebenso die täglichen, ja stündlichen Preisschwankungen, durch die der eine, ohne einen Finger zu rühren, in kurzer Zeit Millionär, der andere ein Bettler wird. Diese Erscheinungen sind nicht durch die Natur gegeben, sie sind nichts Unabänderliches. Durch menschliche Einrichtungen sind sie erzeugt, sie sind Menschenwerk und doch steht ihnen die bürgerliche Gesellschaft vollkommen ratlos gegenüber, als ob es sich um unbezwingbare Elementargewalten handelte. Wir stehen hier vor den Folgen einer anarchischen Wirtschaftsweise, die der heutigen Gesellschaft über den Kopf gewachsen ist. Das ist der Grund, weshalb wir die Verhältnisse des Wirtschaftslebens wissenschaftlich untersuchen müssen. Die Wissenschaft soll uns den Schlüssel zur Erklärung der Erscheinungen im Wirtschaftsleben geben. Es ist klar, daß eine Wissenschaft, welche berufen ist, Aufschluß zu geben über die Erscheinungen der kapitalistischen Wirtschaft, nicht eher da sein konnte wie diese selbst, und daß sie auch nicht länger dauern kann wie der Kapitalismus. Die nationalökonomische Wissenschaft klärt uns nicht nur auf über die Erscheinungen der kapitalistischen Wirtschaft, sondern sie zeigt uns auch die Tendenzen, welche den Untergang der kapitalistischen Wirtschaft bedingen. Hiernach wird man verstehen, daß die Nationalökonomie eine Klassenwissenschaft ist. Eine solche Wissenschaft kann kein Auditorium bei den herrschenden Klassen finden.