Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 7.1, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2017, S. 81

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zialdemokratie ursprünglich ganz unbeteiligt war, sich aber bald der Kampf gegen sie richtete? Der Wahlkampf ist eine Episode aus der Zeit der kommenden schroffen Konflikte zwischen der Sozialdemokratie und der Reaktion. Wir müssen uns unter allen Umständen auf einen Staatsstreich gefaßt machen. Dem werden wir am besten begegnen, wenn wir uns so fest als möglich um das sozialistische Banner scharen. Wir schauen aber auch diesen Konflikten ruhigen Auges entgegen und fürchten sie nicht. Wenn man uns unsere Rechte nehmen will und uns das Reichstagswahlrecht zu entreißen versucht, dann werden wir auf diese Zettelungen mit den Worten antworten, die einst Bracke gebrauchte: Wir pfeifen auf das Gesetz![1]10 Man wird uns mit der Drohung des Staatsstreichs nicht gruselig machen, damit arbeitet man vielmehr darauf hin, uns den Sieg in die Hand zu spielen.

Wenn man uns die letzten Rechte nimmt, dann werden wir trotzdem neue Mittel finden, die ganze Welt zu erobern. Schon jetzt im Wahlkampfe müssen wir zeigen, daß wir uns weder erschüttern noch erschrecken lassen. Trotz alledem und alledem: Am Ende der Sieg wird unser sein. (Stürmischer Beifall.)

Volksstimme (Magdeburg),

Nr. 13 vom 16. Januar 1907.

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[1] Wilhelm Bracke hatte in der Debatte über das Sozialistengesetz im Deutschen Reichstag am 11. Oktober 1878 erklärt: „Meine Herren, ich will Ihnen sagen: wir pfeifen etwas auf das ganze Gesetz.“ Vom Vizepräsidenten Freiherr Schenk von Stauffenberg war er unterbrochen und mit einem Ordnungsruf ermahnt worden. Siehe Stenographische Berichte über die Verhandlungen des Deutschen Reichstags. 4. Legislaturperiode, I. Session 1878. Erster Band, Berlin 1878, S. 201.