Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 7.1, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2017, S. 558

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(Letztes Heft)

Ist es nicht sonderbar, daß jemand sein Kapital hergibt und nur einen Teil des Profits bekommt, anstatt daß er das Kapital selbst anlegt und den ganzen Profit erhält?

Antwort: Erstens, wenn jemand sein Kapital verleiht, so erhält er einen bestimmten Zinsfuß garantiert. Wenn er es aber selbst anlegt, so weiß er nicht, ob er Mehrwert bekommt, oder wie viel Mehrwert er bekommt.

Zweitens, kleinere Kapitale reichen gar nicht aus zur Profitmacherei. Die Basis dazu wird immer größer.

Drittens, die kleinen Kapitale haben durch das Zinswesen die Möglichkeit, profitbringend zu werden. Sie selbst wären zu klein zur Profitmacherei.

Nach welchen Gesetzen richtet sich die Höhe des Zinses?

Richtet sich der Zins nach irgendwelchen Gesetzen aus dem Produktionsprozeß, wie z. B. die Lohnrate, oder ist er nicht bestimmt?

Für die Verhältnisse innerhalb der Produktion macht es absolut nichts aus, ob das Kapital eigenes oder fremdes ist. Es ist also Privatsache zwischen den beiden, denen die Kapitale gehören. Aber natürlich nicht ganz willkürlich. Je nachdem, wo auch Überfluß, wo größere Nachfrage ist, sieht sich die

Die jeweilige Nachfrage nach Kapital und Angebot des Leihkapitals entscheiden die Zinshöhe.

Wie ist die Bewegung des Zinses von Anfang an?

Die kolossale Anhäufung des Kapitals ist es, die das Angebot auf dem Kapitalmarkt immer mehr ausdehnt. Darum muß der Zins fallen. Wohlgemerkt: Als kapitalistischer Leihzins.

Grundrententheorie

Bis jetzt hatten wir nur zwei große Theoretiker, die die Grundrente entwickelt haben: 1. Ricardo, war bis zu Marx die hauptherrschende; 2. Rodbertus.

Was Marx gibt, geht über beide hinaus.

Ricardo kannte nur die Differentialgrundrente. Rodbertus kannte nur die absolute Grundrente.

Marx zuerst unterscheidet zwei Grundrenten: 1. Die absolute Grundrente, 2. die Differentialgrundrente.

Verhältnisse in England:

Wie hoch muß der Profit sein, den ein Kapital in der Landwirtschaft erzielt? Z. B. ein Pächter. Der Profit muß mindestens auf der Höhe der durchschnittlichen Profitrate stehen. Er muß aber außerdem noch die Pacht an den Kapitalisten zahlen.

Die Preise der Bodenprodukte müssen so hoch sein, daß man aus ihnen über den Profit hinaus noch die Grundrente bezahlen kann.

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