Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 7.1, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2017, S. 556

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So bekommen wir die historische Reihenfolge für die Entwicklung des Kapitals.

Die durchschnittliche Profitrate ist der gesamte Mehrwert, als Summe zusammengeworfen und verteilt auf alle Kapitale von gleicher Größe.

Welche Bewegung der Profitrate ist bei der Fortentwicklung der kapitalistischen Produktion zu verfolgen, und zwar in dieser Reihenfolge, wie sie oben angeordnet ist?

Mehrwert ist nur ein Ausschuß zum variablen Kapital.

Mit der Entwicklung der kapitalistischen Produktion wird das variable Kapital immer geringer. Der Mehrwert wird berechnet auf ein immer größeres Kapital.

Wenn die Produktivität steigt, muß der Mehrwert auch steigen. Denn die Erhöhung der Produktivität der Arbeit ergibt das Fallen der Kosten für die Lebenshaltung der Arbeiter.

Das variable Kapital steigt absolut. Nur relativ genommen zum konstanten Kapital fällt es. Die Masse der Arbeiter nimmt zu. Schon deshalb muß die Masse Mehrwert wachsen.

Für die Mehrwertrate: Die Produktivität der Arbeit steigt mit der Zunahme der beschäftigten Arbeiter, denn die Technik entwickelt sich. Die Mehrwertrate, d. h. das Verhältnis des Mehrwerts zum variablen Kapital, muß steigen. Gleichzeitig ergibt sich, daß die Profitrate fällt.

Es zeigt sich hier, daß die Profitrate nichts weiter ist als eine irreführende und zwar verfälschende Berechnungsweise des Mehrwerts.

Das allgemeine Gesetz des Fallens der Profitrate kannten schon die bürgerlichen Klassiker der Nationalökonomie. Sie konnten sie nicht erklären, weil sie den Mehrwert nicht richtig berechneten.

Prozentual berechnet geht der Profit herunter.

Daraus ziehen die Kapitalisten den Schluß, daß sie immer weniger Profit erzielen.

Aber es ist so: Die Mehrwertrate steigt immer mehr.

Die erste Erklärung dieser widerspruchsvollen Erscheinung hat Marx gegeben.

Kapital von Marx, 3. Band, 1. Teil, Seite 192.[1]

Alle Straßen in der Nationalökonomie führen auf das Wertgesetz.

Es ist der Eckstein der Nationalökonomie.

Gibt man es preis, dann bleibt nichts übrig von der Marxschen Lehre.

Da kann man ermessen, was Bernstein sagte, als er in seinen „Voraussetzungen des Sozialismus“ sagte: Die Marxsche Lehre wäre sehr gut, wenn auch das Wertgesetz nicht viel taugt.[2]

Wachsende Konzentration der

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[1] Siehe ebenda, S. 222 f.

[2] Siehe Ed. Bernstein: Die Voraussetzungen des Sozialismus und die Aufgaben der Sozialdemokratie, Stuttgart 1899, S. 37 ff.