Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 7.1, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2017, S. 544

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Ist diese Darstellung des Wertes für den Unternehmer wesentlich? Nein. Für ihn steckt im Wert, was er hineingesteckt und was er gewonnen hat.

Für den Kapitalisten ist eine andere Teilung des Wertes der Ware wichtig als für die wissenschaftliche Forschung.

Vom kapitalistischen Gesichtspunkt aus können wir den Wert jeder Ware zergliedern in Kostpreis der Ware, das ist konstantes und variables Kapital, und in den Mehrwert. Das drückt den kapitalistischen Gesichtspunkt aus. Für den Kapitalisten steht auf dem einen Blatt alles, was er ausgegeben hat, auf dem anderen steht, was er als Zuwachs eingenommen hat.

Der so von den Auslagen getrennte Mehrwert wird dadurch, daß der Kapitalist alle seine Ausgaben zusammenfaßt, in Zusammenhang gebracht mit dem gesamten Kostpreis.

Mehrwert in Zusammenhang mit den gesamten Kosten gebracht, erscheint ihm als Profit.

Was folgt daraus? Daß der Kapitalist den von ihm in die Tasche gesteckten Mehrwert ins Verhältnis setzt zu sämtlichen Auslagen, die er bei der Herstellung einer Ware gehabt hat. Es ergibt sich daraus, daß der Mehrwert ein Resultat der Anwendung des Kapitals ist, d. h. daß er gleichmäßig aus allen Teilen des Kapitals kommt. Seine Herkunft wird verschleiert. Profit als Frucht des Kapitals ist das Resultat dieser Auffassung.

Was bestärkt den Kapitalisten in dieser Auffassung? Erstens macht er die Erfahrung, daß er nirgends ohne Produktionsmittel produzieren kann. Dann gibt es noch eine Erscheinung, die die Ausgaben für die Löhne in eine Kategorie mit verschiedenen anderen Produktionsmitteln bringt.

Unter den Produktionsmitteln gibt es solche, die auf eine Ware nur ein Teilchen abgeben, und solche, die ganz auf die Ware übergehen: Das sind die Rohstoffe.

Für den Kapitalisten kommen die ganzen Kosten der Produktionsmittel in Betracht.

Der Kapitalist unterscheidet wohl die Kategorie seiner Auslagen, deren Wert vollständig in die Produkte eingeht, und die Auslagen, die er für längere Perioden gemacht hat. Er unterscheidet fixes und zirkulierendes Kapital oder feststehendes und umlaufendes.

Zu dem umlaufenden gehören die Rohstoffe und auch die Arbeitslöhne.

Vom Standpunkt dieser Unterscheidung wird noch mehr der Ursprung des Mehrwerts verwischt. Der Kapitalist wird in der Auffassung bestärkt, daß der von ihm erzielte Mehrwert [in] einem Zusammenhang mit irgendeinem Teil des Kapitals … steht. Er meint, er kommt vom ganzen Kapital.

Was passiert, wenn Maschinen eingeführt werden?

Ihre Anwendung bedeutet Verdrängung der lebendigen Arbeit. Der Kapitalist überträgt einen Teil seines variablen Kapitals auf das konstante. Sein Mehrwert wird nicht geringer, im Gegenteil, zuerst noch größer. Er erzielt zuerst den Extra-Mehrwert.

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