Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 7.1, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2017, S. 534

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(Der Preis stieg so hoch, daß die Produktionserweiterung nicht Schritt halten konnte mit der steigenden Nachfrage für die Eisenbahnbauten.)

Es entwickelte sich auch Spekulation mit auswärtigen Anleihen auf der Londoner Börse.

Das ist wieder ein Überblick über die internationalen Zusammenhänge und über die Rolle des Staates.

1870–75 wurden in London Anleihen von auswärtigen Ländern für 260 Mill. £ aufgenommen. Hauptsächlich spielen hier die Hauptrolle orientalische Staaten. Da sie Geld zum Militarismus usw. brauchen, versprechen sie hohe Zinsen, inzwischen aber stellt sich heraus, daß sie noch nicht die genügende Basis zum Staat hatten. Deshalb nur teilweise Auszahlung der Anleihen. Darauf folgte der Bankrott.

In den 70er Jahren haben …[sic!]

Türkei, Ägypten, Griechenland, Bolivia (Südamerika), Costa Rica (zentral- und südamerikanische Staaten), Ecuador, Honduras, Mexiko, Paraguay, Uruguay, Peru, Venezuela, Santo Domingo.

Das hat die Kapitalisten in London mitgezogen.

Damit wir einen Überblick in den Bewegungen der Staatsanleihen haben, wie sehr sie das Börsenspiel belebten und als Kapitalanlage mitwirkten, folgende Zahlen:

Ausgabe von Wertpapieren auf den amerikanischen und europäischen Börsen zusammen betrug:

1870 4560 Mill. M
1871 12560 „ „ Das sind die zwei Höhepunkte in der Ausgabe von Wertpapieren.
1872 10110 „ „
1873 8722 „ „
1874 3368 „ „

Das ist keine genaue Statistik, sondern eine Schätzung, die aber von anerkannten Statistikern gemacht worden ist, so daß sie eine große Bedeutung hat.

Nun folgt der Krach, und zwar unabhängig voneinander in den Vereinigten Staaten und Europa. Die Wiener Börse ist diesmal die erste, von der die Panik ausgeht. In den Vereinigten Staaten beginnt der Zusammenbruch an einer Firma, die Eisenbahnbauten unternommen hatte. Dann pflanzt er sich von selbst weiter fort.

In Europa beginnt an dem denkwürdigen 3. Mai an der Berliner Börse der Krach.

Am 28. Mai gab es in Wien schon 100 Bankrotte. Und bis dahin betrugen die Kursverluste schon 300 Mill. Gulden in Wien allein. Im Juni verpflanzt sich die Panik von Wien nach Berlin. Die Wertpapiere sanken plötzlich im Kurse im Werte von 30 bis 50 Prozent. Der amerikanische Krach wirkte natürlich auch auf Deutschland und Österreich zurück und verstärkte den Zusammenbruch.

Dann folgte England. Eine schwere Handelskrisis. Die Bankrotte nahmen immer mehr zu von 1873–75 und noch weiter. Die Krise von 1873 zeichnet sich durch ihre

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