Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 7.1, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2017, S. 502

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Produkte abgab.[1] Um Mehl zu erhalten, wurden Hämmer (Spaten) gegen Tuch eingetauscht. Für die Hämmer tauschte man einen Ochsen ein, der geschlachtet und in Stücke geteilt wurde. Erst für diese Fleischstücke erhielt er bei jenem Stamm das gewünschte Mehl.

Von allen Tauschmitteln ist für uns das Vieh das wichtigste, weil es bei den Völkern zum Tauschmittel wurde, die die Vorfahren unserer Kultur sind.

An Stelle des Viehs trat später das Metallgeld. Es stellt von vornherein gesellschaftlich notwendige Arbeit dar.

Das Gold ist die höchste Form des Geldes. Denn Gold haftet ein sehr geringer Konsumtionswert an. Gerade deshalb stellt es nur gesellschaftliche Arbeit in reinster Form dar. Es besitzt fast keinen Konsumtionswert, keine Nutzbarkeit.

Im Golde gipfelt die äußere soziale Entwicklung des Geldes. Das Geld entwickelt sich nicht erst im Mittelalter, sondern entsteht bereits im frühen Altertum im Orient.

Im frühen Mittelalter dagegen herrscht Naturalwirtschaft. Erst mit der Entwicklung der Warenproduktion entsteht die Geldwirtschaft hier von neuem. Die Entwicklung mußte erst so weit gediehen sein, daß es nötig war, gesellschaftliche Arbeit in einem Körper darzustellen, der keinen Konsumtionswert hat. Die Entwicklung des Geldes vollzieht sich also mehrmals.

Die Entwicklung des Geldes ist jedesmal weiter nichts als ein Reflex der Entwicklung der Produktionsverhältnisse innerhalb eines bestimmten Kulturkreises.

Die kapitalistische Wirtschaftsform hat das Bestreben, die Warenproduktion über den ganzen Erdball auszubreiten. Damit verbreitet sie auch die Geldwirtschaft in gleichem Maße. Die Weltwirtschaft macht das Geld zu einem Weltgeld.

Warenproduktion und Geldwirtschaft bilden die Basis, auf der die kapitalistische Wirtschaft aufgebaut ist.

Mit der Beseitigung dieser Wirtschaftsform werden auch diese beiden Grundpfeiler schwinden müssen.

Sie sind Grundlage und Merkmal einer planlosen Wirtschaftsweise, nämlich der kapitalistischen.

Der Kapitalismus entwickelt in sich selbst die Vorbedingungen einer neuen Wirtschaftsweise, die ihn mit historischer Notwendigkeit ablösen muß.

Es ist die planmäßig organisierte, sozialistische Wirtschaft.

Damit enden diese Untersuchungen an dem Punkte, wo Marx mit seiner Untersuchung und Kritik der kapitalistischen Produktionsweise einsetzt.

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[1] Siehe Samuel Baker: Der Albert Nyanza, das große Becken des Nil und die Erforschung der Nilquellen. Erster Band, Jena 1867, S. 326; Einführung in die Nationalökonomie. In: GW, Bd. 5, S. 722.