Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 7.1, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2017, S. 382

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In China wurde die Krise durch den Boxeraufstand[1] und Hunnenfeldzug[2] verschärft. Der Handel lag vollständig darnieder. Stark in Mitleidenschaft gezogen Japan.

In dieser Krise sind die Vereinigten Staaten verschont geblieben. Neugründungen von Trusts. Ja sogar großer industrieller Aufschwung.

1907 Die nächste Krise, ging von Amerika aus.

1903/06 großer Aufschwung. In Deutschl. Schutzzölle und Marinebestellg.[3] 1904 in New York alle Panik ausgebrochen, alle wichtigen Länder erfaßt.

Der Tiefstand in Europa 1907.

1908 in Deutschland 11581 Konkurse
1901 „ „ 10566

Stärkste Spiegelung der Krise im Schiffsverkehr.

Größten Reedereien 1906 8¼ Prozent
1908 1¼ Prozent

Die beiden größten aber, Hamburg-Amerika[-Linie], Norddeutsche Lloyd, gaben keine Überproduktion im Schiffbau während der Hochkonjunktur.

Im allgemeinen lagen in den europäischen Häfen 1909 mit zwei Mill. Frachttonnen auf.

1907 nach New York ausgewandert aus Hamburg und Bremerhaven
268000 Zwischendeckpassagiere
1908 77000

Norddeutsche Lloyd 1908 nach Amerika 59000 Zwischendeckpass.

von Amerika 89000 Zwischendeckpaß.

1909 nach Amerika 151000

zurück aus „ 55000

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[1] Gemeint ist der 1899 in Nordchina ausgebrochene Volksaufstand der Ihotuan, der 1900 durch die Armeen von acht Staaten unter Führung des deutschen Generals Alfred Graf von Waldersee grausam niedergeworfen wurde. In einem Abschlußprotokoll von 1901 wurde China u. a. gezwungen, etwa 1,4 Mrd. M Kontributionen zu zahlen und der Errichtung von Stützpunkten für die Interventionsarmeen zuzustimmen.

[2] Im Protest der deutschen Sozialdemokratie gegen die Grausamkeiten des räuberischen Chinafeldzuges unter dem deutschen General von Waldersee veröffentlichte die sozialdemokratische Presse von Oktober bis Dezember 1900 sog. Hunnenbriefe. In den Soldatenbriefen mit Berichten über die Greueltaten wurde der barbarische Charakter des imperialistischen Kolonialkrieges angeprangert. Bei der Besichtigung von Truppen hatte Wilhelm II. am 27. Juli 1900 in Bremerhaven eine chauvinistische, seine berüchtigte „Hunnenrede“ gehalten, die in den Worten gipfelte: „Kommt Ihr vor den Feind, so wird derselbe geschlagen! Pardon wird nicht gegeben! Gefangene werden nicht gemacht! Wer Euch in die Hände fällt, sei Euch verfallen! Wie vor 1000 Jahren die Hunnen unter ihrem König Etzel sich einen Namen gemacht, der sie noch jetzt in Überlieferung und Märchen gewaltig erscheinen läßt, so möge der Namen Deutscher in China auf 1000 Jahre durch Euch in einer Weise betätigt werden, daß niemals wieder ein Chinese es wagt, einen Deutschen auch nur scheel anzusehen!“ Siehe Das persönliche Regiment. Reden und sonstige Äußerungen Wilhelm II. Zusammengestellt von W. Schröder, München 1907, S. 41.

[3] Die Ausarbeitung einer neuen Zolltarifgesetzgebung hatte 1897 begonnen, am 29. Juli 1901 war der Entwurf veröffentlicht worden. Durch die neuen Industrie- und Agrarzölle drohten der Bevölkerung empfindliche Preissteigerungen, die Verteuerung der Lebenshaltung und Verschlechterung der Existenzbedingungen. Trotz energischer parlamentarischer und außerparlamentarischer Gegenwehr der Sozialdemokratischen Partei wurde der neue Zolltarif am 14. Dezember 1902 mit 202 gegen 100 Stimmen vom Deutschen Reichstag angenommen. Die sozialdemokratische Fraktion übergab dem Reichstagsbüro eine Petition gegen den Zolltarif mit 3,5 Mill. Unterschriften. Siehe auch Rosa Luxemburg: Revisionisten und Zolltarif. In: GW, Bd. 6, S. 411 ff.