Die Nomaden-Kirgisen vert ziehen zwischen dem Aralsee u. den Steppen des Rayons Turgai u. Akmolinsk hin u. her. Auf den Winter- u. Sommerstationen bleiben sie je zwei – drei Monate, ein halbes Jahr vergeht im Umherz Wandern hin u. zurück. Alles wird auf Kamele geladen. Man lebt in „Jurten“ – transportablen.
Die Bergnomaden (Kaukasus) wandern hinauf auf die Berge u. zurück in die Täler, je nach der Schneelage u. der Wirkung der Sonne im Tal (wo im Sommer alles Gras verbrannt wird).
„Das Nomadenleben ist eine beständige Anpassung des Menschen u. seiner Wirtschaft an die Naturbedingungen, die ihn ganz beherrscht.“
Das reine Nomadenleben ist bereits im Aussterben. Überall schon Übergang zum Ackerbau.
Bei dem reinen Nomadenleben erscheint der Boden überall als herrenlos u. als Besitz jenes Stammes, der ihn einnimmt, ohne genaue Abgrenzung des Gebietes. Hingegen hat in jedem Stamme jede Gens ihre gewohnten Strecken zum Wandern, die mit der Zeit ihr allein gehören, aber auch da wird jeder Platz nur solange als der Gens gehörig betrachtet, wie er benutzt wird. Wird er im Frühling verlassen, dann darf ihn jede andere Gruppe in Besitz nehmen. Plätze der Winterstationen gehören der Gens oder ihrer Unterabteilung, die dort den Mist ihrer Herden gelassen hat.
Die Verwandtschaftsverh[ältnisse] sind hier vorherrschend. Heute noch kann jeder Kirgise 14 Ahnen aufzählen u. ein Sprichwort drückt Verachtung für den Menschen aus, der nur seine sieben Ahnen kennt. Geheiratet wird bei den Nomaden ausschließlich aus der Gens heraus; selbst Halb ansässend seßhafte heiraten Frauen aus anderem Dorf oder Bezirk. In allen wirtschaftlichen u. Lebensfragen tritt die Gens als Ganzes auf, auch bei Begräbnissen etc., gemeinsame Grabstätten, gemeinsame Wahl der Vorsteher. Die Solidarhaft der Gens für jedes Mitglied, Blutrache. Kirgisen Sprichwort: „Lieber ein Hirt sein im der eigenen Geschlecht, als König im einen Fremden.“
Unterabteilungen der Gens zu Zwecken der gemeinsamen Konsumtion nach Maßgabe der Mittel.
Bei der Verteilung eines geschlachteten Viehstücks (z. B. Kamels) werden jetzt noch Teile streng nach dem Verwandtschaftsgrad zugewiesen.
Gastfreundschaft ohne Entgelt.
Kämpfe zwischen den Gentes um Gebiet.
Innerhalb der Nomaden-Gens ist keine Gleichheit, wie in der Markgenossenschaft, starke Macht der Obersten u. Reichsten, eine Art Gens-Aristokratie: bei den Kirgisen, Burjaten, Jakuten. Begünstigt durch die russische Regierung, die vermittelst dieser Aristokratie die Völker beherrschen wollte u. sie ihr eine große Übermacht gesichert hat. Die russische Regierung zersetzt dann bewußt u. planmäßig die Gentilverf. als Gef. Grundlage der separatistischen Bestrebungen: bei den Kirgisen durch Reglements 1867 u. 68, bei den Baikalburjaten 1901. Ue Hier wie dort eingeführt Ge-