Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 7.1, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2017, S. 217

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Geschichtliche Mission des Kapitalismus:

äußerste Entwicklung der Produktivität der Arb. Mittel: Produktion um der Produktion willen, ohne der Konsumtion Rechnung zu tragen, Herrschaft der Produktionsmittel über den Menschen.

[Auf linkem Rand:] G Ja, ich weiß nicht.

Kapitalistische Schranken des techn. Fortschritts.

Der Kapitalismus mit allen seinen Konsequenzen entwickelte sich ganz mechanisch aus der Warenwirtschaft. Deshalb kann er nur durch die Beseitigung der Warenprod. überwunden werden.

Möglichkeit der Abschaffung der Klassenherrsch. – Produktivität der Arbeit.

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Der Kapitalismus bereitet dazu die Grundlage:

Großbetrieb, Weltmarkt.

Aber der Kapitalismus führt nicht von selbst zu dieser Wirtsch. Im Gegenteil, er führt bloß zu seiner Verewigung:

Z B Bei 1) jeden Proletarier,

2) Ausbreitung auf die ganze Welt.

Von selbst kann er nur zum Untergang in der – Barbarei führen.

Die Bei dem Übergang sowohl zu der Warenwirtschaft wie zu der kapit. W. war ein bewußter Eingriff der betr. Klasse, d. h. eine Revol. zur Erober. der p pol. Macht notwendig: städtische Rev.[1], Große Rev. [1789 bis 1793] u. 1848.[2]

Vielmehr dasselbe jetzt notwendig, weil es sich gerade um bewußte Organis. der Wirtschaft handelt, u. diese kann man nur von der Staatsmacht aus schaffen.

Dazu also notwendig die Eroberung der polit. M. durch das Prolet.

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[1] Gemeint sind die jahrzehntelangen Auseinandersetzungen zwischen dem aufstrebenden städtischen Bürgertum und den feudalen Grundherren um die Autonomie der Städte im Mittelalter; siehe auch Mitschriften der Parteischülerin Rosi Wolfstein in den Vorlesungen Rosa Luxemburgs 1912/13. In: GW, Bd. 7/1, S. 459.

[2] Am 18. März 1848 hatten Berliner Arbeiter, Kleinbürger und Studenten den Kampf mit dem preußischen Militär aufgenommen, Barrikaden errichtet und den preußischen Truppen eine Niederlage zugefügt. Friedrich Wilhelm IV. war gezwungen worden, das Militär aus Berlin zu entfernen. Die Regierungsgewalt ging in die Hände der liberalen Bourgeoisie über. Am 8. November 1848 begann der konterrevolutionäre Staatsstreich in Preußen. Unter Befehl des Generals Friedrich von Wrangel marschierte in Berlin Militär ein. Trotz der militärischen Auflösung der Nationalversammlung, der Entwaffnung der Bürgerwehr und der Verhängung des Belagerungszustandes rief die liberale Bourgeoisie die bereitstehenden revolutionären Volksmassen nicht zum aktiven Widerstand auf. Mit dem Verzicht auf ihre in den Märzkämpfen errungenen Positionen verriet die Bourgeoisie die Revolution. Auf dieses Versagen des Liberalismus kam Rosa Luxemburg mehrfach ausführlich und kritisch zu sprechen. – Vom 23. bis 25. Juni 1848 hatten sich Pariser Proletarier erhoben, weil die französische Bourgeoisie die Nationalwerkstätten hatte schließen lassen. Etwa 113000 Arbeiter blieben dadurch ohne Arbeit und Einkommen. Bourgeoisie, Kleinbürger und Monarchisten standen geschlossen gegen den Aufstand, der nach drei Tagen von der militärischen Übermacht blutig niedergeschlagen wurde.