Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 7.1, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2017, S. 125

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sie unter verschiedensten bes Bedingungen angelegt sind, den sogen. landesüblichen gleichen Profit abzuwerfen pflegen. Auf den ersten Blick schien gerade dieses Phänomen der Marxschen Erklärung des kapitalistischen Reichtums ausschließlich aus unbezahlter Arbeit der Lohnproletarier zu widersprechen. Wie kann in der Tat der Kapitalist, der verhältnismäßig große Portionen des seines Kapitals in toten Produktionsmitteln anlegen muß, u. einer, der bei den gleichen Profit erzielen wie sein Kollege, der nur geringe Ausgaben dieser Art hat u. desto mehr lebendige Arbeitskraft anspannen kann? Nun, Marx zeigt löst das Rätsel mit erstaunlicher Einfachheit auf, indem er zeigt, wie durch den Verkauf der einen Warensorten über ihrem Wert, der anderen unter demselben sich die Unterschiede des Profits ausgleichen u. ein für alle Kapitale Zweige der Produktion gleicher „Durchschnittsprofit“ herausbildet. Ohne daß die Kapitalisten eine Ahnung davon haben, ohne die genügende jede bewußte Verständigung unter ihnen, verfahren sie beim Austausch ihrer Waren so, daß sie gewissermaßen jeder den aus seinen Arbeitern ausgepreßten Mehrwert erst zu Hauf tragen u. diese Gesamt masse ernte der Ausbeutung brüderlich untereinander verteilen, jedem nach der Größe seines Kapitals. ja Die Einzelnen Der Einzelkapitalist genießt also gar nicht den von ihm persönlich aus seinen Arbeitern erzielten d Profit, sondern nur einen auf ihn entfallenden Teil der von allen seinen Kollegen erzielten Profite. (III/1, S. 137)[1] „Die verschiedenen Kapitalisten verhalten sich hier, soweit der Profit in Betracht kommt, als bloße Aktionäre einer Aktiengesellschaft, worin die Anteile am Profit gleichmäßig pro 100 verteilt werden, u. daher für die verschiedenen Kapitalisten sich nur unterscheiden nach der Größe des von jedem in das Gesamtunternehmen gesteckten Kapitals, nach seiner verhältnismäßigen Beteiligung am Gesamtunternehmen.“[2]

Welchen tiefen Einblick gewährt dieses auf den ersten Blick ganz trockene Gesetz der „durchschnittlichen Profitrate“ in ihre feste materielle Grundlage der Klassensolidarität der Kapitalisten, die, obschon im täglichen Th Treiben feindliche Brüder, doch gegenüber der Arbeiterklasse einen Freimaurerbund bilden, der an ihrer Gesamtausbeutung aufs Höchste u. aufs Persönlichste interessiert ist! Ohne daß sich die Kapitalisten natürlich im Geringsten dieser objektiven in ökonomischen Gesetze ihrer Zusammengehörigkeit bewußt sind, äußert sich in ihrem untrüglichen Instinkt ein der herrschenden Klasse ein Sinn für die eigenen Klasseninteressen u. deren Gegensatz zum Proletariat, der sich leider durch alle Stürme der Geschichte viel sicherer

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[1] Siehe Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Dritter Band, erster Theil. Buch III: Der Gesamtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hrsg. von Friedrich Engels, Hamburg 1894, S. 137.

[2] „Die verschiednen Kapitalisten verhalten sich hier, soweit der Profit in Betracht kommt, als bloße Aktionäre einer Aktiengesellschaft, worin die Anteile am Profit gleichmäßig pro 100 verteilt werden und daher für die verschiednen Kapitalisten sich nur unterscheiden nach der Größe des von jedem in das Gesamtunternehmen gesteckten Kapitals, nach seiner verhältnismäßigen Beteiligung am Gesamtunternehmen…“ Marx: Das Kapital. Dritter Band. In: MEW, Bd. 25, S. 168.