Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 7.1, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2017, S. 117

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Es sind waren dies Niederschriften, Entwürfe, Notizen, bald zusammenhängende große Abschnitte, bald kurze hingeworfene Bemerkungen, wie sie ein Gelehrter zur eigenen Verständigung macht, – eine große gewaltige geistige Arbeit, die sich mit zeitw längeren Unterbrechungen von nahezu fünf Jahren auf die große Zeitspanne von 1861 bis 1878 erstreckt. Diese Umstände erklären, daß wir in den beiden letzten Bänden des „Kapitals“ nicht etwa eine abgeschlossene, fertige Lösung aller wichtigsten Probleme der Nation Nationalökonomie zu suchen haben, sondern obgleich [?] zum Teil nur die Aufstellung solcher Probleme u. Fingerzeige, nach welcher Richtung die Lösung zu suchen wäre. Wie die ganze Marxsche Weltanschauung ist sein ökonomisches Hauptwerk keine Bibel mit fertigen ein für alle mal gültigen Wahrheiten letzter Instanz, sondern ein unerschöpflicher Born der Anregung zur weiteren geistigen Arbeit, zum weiteren Forschen und Kämpfen um die Wahrheit. Dieselben Umstände machen es erklärlich, daß auch äußerlich, in der literarischen Form, der zweite u. dritte Band bei weitem nicht so vollendet u. blitzend funkelnd sind, wie der erste. Doch bieten sie gerade in ihrer um jede Form unbekümmerten Ein einfachen Gedankenarbeit für manchen Leser noch höheren Genuß als der erste. Inhaltlich bilden die beiden Bände, obwohl sie leider bis jetzt in keiner Popularisation dar berücksichtigt worden, also der breiteren Masse der aufgeklärten Arbeiter so gut wie völlig unbekannt geblieben sind, eine unnachahmliche wesentliche Ergänzung u. Weiterentwicklung des ersten Bandes, die für das Verständnis des Marxschen ökonomischen Systems ganz unentbehrlich ist.

Im ersten Band befaßt sich Marx mit der Kardinalfrage der Nationalökonomie: woher entspringt die Bereicherung, wo liegt ist die Quelle des kapitalistischen Profits? Die Beantwortung dieser Frage wurde in der Zeit, bevor Marx auftrat, nach zwei Ri verschiedenen Richtungen gegeben. Die „wissenschaftlichen“ Verteidiger u. Lobhudler der allerbesten der Welten, in der wir leben, Männer, die zum Teil, wie der bekannte Schulze-Delitzsch, auch bei dem Arbeiterpublikum Ansehen u. Vertrauen genossen, beantworteten diese Frage erklärten den kapitalistischen Reichtum durch eine ganze Reihe von mehr oder minder plausiblen Rechtfertigungsgründen und schlauen Manipulationen: als die Frucht systematischen Preisaufschlags auf die Waren zur Verg „Entschädigung“ des Unternehmers für das selbst Angesparte [?] beim von ihm

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