sehr für unsere Ungeduld, als für die bürgerliche Gesellschaft. Diese ist schon viel zu reif. Die Entwicklung geht im Sturmschritt voran. Der Wahlkampf hat uns mit blendendem Feuerschein gezeigt, wie reif die Gesellschaft ist. Und darum: gewiß mit allem Eifer an die Kleinarbeit. Aber unterschätzen wir auch nicht die revolutionäre Kraft des Proletariats. Nicht vor Überschätzung, sondern vor der Unterschätzung dieser haben wir uns zu bewahren. (Anhaltender stürmischer Beifall.)
Im Schlußwort geht Genossin Luxemburg kurz auf die Einwände gegen ihre Ausführungen ein. Meier wolle sie nur daran erinnern, daß Dr. Barth, am Liberalismus verzweifelnd, bereits sein Bündel geschnürt habe. Stolten gegenüber bemerkte sie, daß die letzten Zeitungsnotizen und Flugblätter doch nicht ausschlaggebend für den Einfluß oder Nichteinfluß der russischen Revolution seien. Schon 1905 bei der Nachwahl in Essen hat man aber damit operiert, um nur eins anzuführen, daß der Bergarbeiterverband (Alter Verband) M 20000 für die russische Revolution hergegeben haben sollte, obgleich das faustdicke Lüge war. Und wie sehr liegt die russische Revolution der bürgerlichen Welt im Magen, schon ganz instinktiv. Blittersdorf bestätigte nur, daß er den Zusammenhang der Dinge gar nicht begriffen hat. Im übrigen lag mir daran, das hervorzuheben, was eben nicht ganz so selbstverständlich war, und daher konnten wir uns nicht mit Kleinigkeiten und Kleinlichkeiten beschäftigen.
Hamburger Echo,
Nr. 68 vom 21. März 1907.