4. Kann ein „Generalkartell“ entstehen?[1] Schwierigkeiten am ehesten in der Rohprod.
Gegensätze – Platzen von Syndikaten u. Konventionen.
Ständiger Kampf: Vergehen u. Entstehen
5. Tendenzen: 1) Konzentration, Verspeisung Kleiner durch Große. Ausschaltung des Zwischenhandels
2) Hochschutzzoll, intern. Konflikte
3) Unterjochung des Staates
4) Aufreizung der Volksmassen u. des Kleinbürgertums
Kont[inental]sp[erre]. 1806–1812/13[2]
Krisen. 1815 Rob. Owen
1815, 1825, 1836/9, 1847 England (Südam. Ver. St.)
Kanalbauten, Eisenbahnbauten, Spekulation, Ausfuhr nach Amerika.
Nach 1825 Dampfwebstuhl u. Umwälzung in der Eisengießerei.
1842 Eröffnung des Chinesischen Marktes.
1857 Weltkrisis (Abschaffung der Kornzölle 1846[3]. Goldlager in Kalif. u. Austr. 1850 u. 51. Krimkrieg 1855[4]. Nach der Revol.1848[5]: Frankr. Frankreich, Deutschl., Schweden, Dänem. Ver. Staaten. Krise bricht in Amer. aus, dann Engl., Frankr., Hamburg.
1861–65 Baumwollhunger I 1863 58000 250000 ganz arbeitsl, 170000 teilw., nur 122000 voll.
[1] Den Begriff Generalkartell benutzte Rudolf Hilferding in seinem Buch Das Finanzkapital von 1910. In der Bibliothek der SAPMO-BArch befindet sich unter der Signatur CZ 1167 das persönliche Exemplar dieses Buches von Rosa Luxemburg. Die Anstreichungen, Fragezeichen und kritischen Randbemerkungen Rosa Luxemburgs beziehen sich auf Passagen im 13. Kapital über die kapitalistischen Monopole und den Handel, im 15. Kapitel über die geschichtliche Tendenz des Finanzkapitals, im 16. Kapitel über die allgemeinen Bedingungen der Krisen und im 17. Kapitel über die Ursachen der Krisen. Hilferding war der Auffassung, „daß es eine absolute Grenze für die Kartellierung“ nicht gibt. Vielleicht sei eine Tendenz zu stetiger Ausweitung der Kartellierung vorhanden. „Die unabhängigen Industrien geraten immer mehr in Abhängigkeit von kartellierten, um schließlich von ihnen annektiert zu werden. Als Resultat des Prozesses ergäbe sich dann ein Generalkartell. Die ganze kapitalistische Produktion wird bewußt geregelt von einer Instanz, die das Ausmaß der Produktion in allen Sphären bestimmt.“ S. 295. Neben die ganze Passage setzte Rosa Luxemburg ein großes Fragezeichen, empfand also die Analyse von Hilferding als sehr fragwürdig.
[2] Mit der Kontinentalsperre hatte Napoleon am 21. November 1806 den europäischen Staaten jeglichen wirtschaftlichen Kontakt zu Großbritannien untersagt. Sie sollte Europa unter die Kontrolle der französischen Bourgeoisie bringen, scheiterte jedoch an der Überlegenheit Großbritanniens und am Widerstand der europäischen Staaten, besonders Rußlands, im Jahre 1812.
[3] Die Korngesetze, die die Einschränkung bzw. das Verbot der Getreideeinfuhr aus dem Ausland zum Ziel hatten, waren in England 1815 im Interesse der Großgrundbesitzer eingeführt worden. Die Antikorngesetz-Liga, eine freihändlerische Vereinigung, die 1838 von den Fabrikanten Richard Cobden und John Bright in Manchester gegründet worden war, erhob die Forderung nach völliger Handelsfreiheit und kämpfte für die Abschaffung der Kornzölle. Die Auseinandersetzung zwischen der industriellen Bourgeoisie und der Grundaristokratie endete 1846 mit der Annahme der Bill über die Abschaffung der Korngesetze.
[4] Im Krimkrieg 1853 bis 1856 gegen die Koalition zwischen England, Frankreich, der Türkei und Sardinien um die Vorherrschaft im Nahen Osten erlitt das zaristische Rußland eine empfindliche Niederlage. Es mußte das Gebiet der Donaumündung abtreten und durfte auf dem Schwarzen Meer keine Kriegsflotte unterhalten.
[5] Am 18. März 1848 hatten Berliner Arbeiter, Kleinbürger und Studenten den Kampf mit dem preußischen Militär aufgenommen, Barrikaden errichtet und den preußischen Truppen eine Niederlage zugefügt. Friedrich Wilhelm IV. war gezwungen worden, das Militär aus Berlin zu entfernen. Die Regierungsgewalt ging in die Hände der liberalen Bourgeoisie über. Am 8. November 1848 begann der konterrevolutionäre Staatsstreich in Preußen. Unter Befehl des Generals Friedrich von Wrangel marschierte in Berlin Militär ein. Trotz der militärischen Auflösung der Nationalversammlung, der Entwaffnung der Bürgerwehr und der Verhängung des Belagerungszustandes rief die liberale Bourgeoisie die bereitstehenden revolutionären Volksmassen nicht zum aktiven Widerstand auf. Mit dem Verzicht auf ihre in den Märzkämpfen errungenen Positionen verriet die Bourgeoisie die Revolution. Auf dieses Versagen des Liberalismus kam Rosa Luxemburg mehrfach ausführlich und kritisch zu sprechen. Siehe Rosa Luxemburg: Die Lehren des Wahlrechtskampfes. Referat am 5. April 1910 in einer Volksversammlung in Breslau. In: GW, Bd. 7/2, S. 578; dies: Der Wahlrechtskampf und seine Lehren. Referat am 6. April 1910 auf einer Volksversammlung in Bremen. In: ebenda, S. 584.