Bismarckschen Polenpolitik die Ehre, ihn ins Leben gerufen zu haben. Indem sie dem polnischen Adel, Preußens treuestem Bundesgenossen, den Krieg erklärte, rief sie im polnischen Kleinbürgertum den nationalen Selbsterhaltungstrieb und den Widerstand wach. Seitdem datiert die oppositionelle Vereins- und Versammlungsbewegung im Posenschen, das selbständige Auftreten des Polentums in Oberschlesien.
So sieht die Bilanz des genialen Experiments mit der Polenausrottung nach 16jähriger Dauer aus. Und nun, statt vor dem Volke zu erscheinen und zu erklären: nostra maxima culpa, wir haben eine pyramidale Dummheit gemacht, das ganze große Projekt war ein Wahnsinn, wir haben Euere Millionen einfach ins Wasser geworfen, wir wollen uns jetzt schleunigst aus der Affäre ziehen und über sie Gras wachsen lassen – statt dessen erscheint die Regierung vor den Steuerzahlern … mit einer neuen Forderung von 250 Millionen! Daß auch diese ins Wasser wandern, ist allen Beteiligten klar. Aber die gemachte Dummheit darf beileibe nicht eingestanden, es muß rumort und weiter gefordert werden, um die schändliche Blamage zu verdecken. Denn so verlangt es das Prestige, so will es die preußische Staatsraison!
Die von dem genialen Säkularhelden inaugurierte deutsche Staatskunst hat von ihrer Infamie in dem Sozialistengesetz, in dem Brotwucher genügende Proben abgelegt. Wer sie aber in ihrer ganzen Plattheit, Lächerlichkeit, in ihrem ganzen plumpen Widersinn erkennen will, der gehe hin und studiere die Akten der „Flottwellschen Politik“ in den polnischen Provinzen.
Leipziger Volkszeitung,
I. Nr. 114 vom 22. Mai 1902,
II. Nr. 115 vom 23. Mai 1902.