Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 6, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2014, S. 420

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Rettungsbank für ihn, die es ihm häufig ermöglichte, sich aus dem Bankrott wieder herauszuarbeiten und auf einem neuen Gut einzuwirtschaften.

Aber nicht nur der polnische, auch der deutsche Grundbesitzer eilte in seiner Bedrängnis an die breite Brust der Regierung um Trost und Hilfe. Die Ansiedlungskommission mußte nicht bloß von Polen, sondern auch von Deutschen in der Provinz Posen Grund und Boden kaufen, und bald wurden die den Deutschen abgekauften Güter weitaus zahlreicher als die von Polen. Die deutsche Ansiedlungskommission verwandelte sich sozusagen in eine Absiedlungskommission für Deutsche.

Damit ist das geniale Experiment aber nicht erschöpft, es kommt noch die Verwendung der angekauften Güter in Betracht. Da die Heranziehung der Kolonisten sich als äußerst schwer erwies, so mußte die Kommission die Volontäre durch äußerst vorteilhafte Bedingungen anzulocken suchen. Sehr teuer kaufen und ganz billig verkaufen wurde zum Grundsatz ihrer Geschäftsführung. Obendrein mußte die Kommission die angekauften ruinierten Wirtschaften erst durch eigene Verwaltung eine Zeitlang restaurieren und somit das eigene Kapital auch noch direkt in den Betrieb stecken.

Während man selbst für die Anleihen über drei Prozent zahlte, gab man für 1¾ bis 2½ Prozent den aus verschiedensten Gegenden des Reiches herbei geschleppten, meist von vornherein wenig reellen Elementen die Parzellen hin. Die Ansiedlungskommission halste sich aber auf diese Weise einige Tausend Bauernwirtschaften auf, die sie auf Schritt und Tritt mit Staatsmitteln unterstützen und bevormunden mußte, um das ganze Geschäft und die teuer erworbenen Kolonisten nicht wieder zu verlieren. Aber auch auf diese Weise gelang es nur etwa ein Drittel des angekauften Grund und Bodens an den Mann zu bringen. Die übrigen Güter sind zwar in „Musterwirtschaften“ eingeteilt, ausgestattet und warten auf die Ansiedler wie eine schmucke Braut auf den Freier. Allein „er“ kommt nicht. Und die Ansiedlungskommission hat alles in Hülle und Fülle: Boden und Geld, guten Willen und Geschäftsgenie, – bloß deutsche Kolonisten nicht.

Das ist die wirtschaftliche Seite. Die politische ist nicht minder interessant. Seit die Ansiedlungskommission im Verein mit einer ganzen Reihe antipolnischer Maßnahmen ins Leben trat, weht auch in den polnischen Provinzen ein frisches Leben. Die polnischen Junker freilich in Wirklichkeit zu nationalen Helden, zu Schwärmern für die Freiheit Polens zu machen, – ein solches Wunder hat auch die preußische Polenpolitik nicht fertiggebracht. Da müßten schon ganz andere Heiligtümer – da müßten etwa die Gesindeordnung, die Schnapsbrennereien, die Schweinezucht, die Kornzölle in Gefahr schweben. Überhaupt irgendeine ernste nationalpolnische Bewegung im Sinne der Unabhängigkeitsbestrebungen, zu der jede ökonomisch-soziale Grundlage fehlt, vermag auch der Wahnwitz der preußischen Germanisierungspolitik nicht künstlich aus dem Boden zu stampfen. Aber ein so kümmerliches, lebensschwaches Pflänzlein der heutige polnische „Nationalismus“ in Preußen auch ist, es gehört der

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