Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 7.1, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2017, S. 411

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diesen Abgaben der unterjochten kretischen Bevölkerung wurden die Kosten der gemeinsamen Mahlzeiten der Freien bestimmt. Daraus ergibt sich, daß die Dorier im Kommunismus lebten. Ein Beispiel, daß sich die Markgenossenschaft sehr wohl mit der Ausbeutung anderer Marken verträgt. Das Land gehörte weiter der kretischen Bevölkerung, sie hatte nur die Abgaben zu leisten. (Die griechische Sage von dem Minotaurus, der die Jünglinge und Jungfrauen fraß, erklärt sich daraus, daß die Unterworfenen den Eroberern auch Jünglinge und Jungfrauen liefern mußten, ebenso, wie die Keshua-Stämme im Inkareich.)

Ähnliche Verhältnisse gab es noch sonstwo in Griechenland.

In Thessalien wurden die früheren Einwohner, die vor den Griechen dort wohnten, von den Äoliern unterworfen und zu höheren Zinsbauern herabgedrückt. Sie hatten einen Namen, der „arme Leute“ bedeutete. Ursprünglich war dieser einer ihrer Volksnamen.

Die …[1] sind von … nach Kleinasien eingewandert, haben Bithynien erobert und sich die dortigen Einwohner gleichfalls unterworfen und sich zinspflichtig gemacht.

Das interessanteste und reifste Beispiel aber ist Sparta selbst. In Sparta finden wir noch sehr starke Überlieferungen der Gentil-Verfassung. Die Spartaner haben die unterworfene Bauernbevölkerung der Heloten als Staatssklaven verwendet. Sie wurden vom Staate, d. h. von der Markgenossenschaft, den einzelnen überlassen. Die einzelnen durften aber die Sklaven nicht töten oder nach auswärts verkaufen, weil die Sklaven Gemeineigentum waren. Die Heloten bebauten die Ackerlose der Spartaner und mußten einen festen Ertrag abliefern. Was sie darüber hinaus gewannen, gehörte ihnen. Das Land aber gehörte den Spartanern. Es war ihnen von diesen genommen worden, und sie arbeiteten also auf einem ihnen nun fremden Lande, das ihnen vordem gehört hatte. Sie waren auch kriegspflichtig.

Die Spartaner heirateten auch die Helotinnen. Die Kinder aus solchen Ehen waren, wenn sie spartanisch erzogen wurden, nicht nur frei, sondern auch Bürger. Die Erziehung gab also dafür den Ausschlag. Sie hießen: Metöken – Mischlinge.

Außer den Spartanern und Heloten gab es in Sparta noch eine Bevölkerung, die Periöken, d. h.: um die Stadt Wohnende (daher das Wort Peripherie). Die Periöken waren politisch ohne Rechte, aber persönlich frei.

Die Spartaner lebten noch in der Gens. Innerhalb der Gens war die Heirat verboten, es bestand das Gentil-Erbrecht, d. h. das Vermögen blieb in der Gens. Die Heirat innerhalb der Gens war nur den Erbinnen erlaubt, damit das Vermögen innerhalb der Gens blieb. Aus den Abgaben der Heloten wurde in Sparta ein kommunistischer Haushalt geführt. Die kommunistischen Mahlzeiten in Sparta werden von bürgerlichen Historikern meist ausgelegt als militärische Klubmahlzeiten.

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[1] So im Typoskript.