Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 7.2, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2017, S. 1023

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Von dieser Furcht ist das Junkertum vorläufig befreit, dank des Umfalls der Scheidemann und Genossen. Die Politik, die diese genialen Köpfe treiben, ist dieselbe Politik, die die Fortschrittler und Nationalliberalen, sagen wir immerhin in ihren besseren Tagen, etwa in der preußischen Konfliktzeit[1] getrieben haben, und diese Politik achten die Junker nicht einmal, geschweige denn, daß sie sie fürchten. Damit wissen sie vortrefflich fertig zu werden. Es lohnt ihnen sogar nicht die Mühe, das Gesicht zu wahren, sie sprechen eine Sprache, als ob der Weltkrieg, der die ganze Welt durcheinanderwirft, ehrfurchtsvoll Halt machen müsse vor dem ehernen Felsen der preußischen Junkerherrlichkeit.

Das ist auch ein Posten aus dem Schuldkonto des Regierungssozialismus, und wahrlich nicht der Geringste.

Der Kampf (Duisburg),

Nr. 41 vom 17. März 1917.

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[1] 1860 lehnte die liberale Mehrheit des preußischen Abgeordnetenhauses die Heeresvorlage zur Erhöhung der Friedenspräsenzstärke des Hauses ab. Der Heereskonflikt weitete sich 1862 zum Verfassungskonflikt aus, nachdem der neue preußische Ministerpräsident Otto von Bismarck ab 8. Oktober 1862 die Staatsausgaben ohne die Einwilligung des Abgeordnetenhauses bestritt. Dadurch konnte die Heeresreform gegen die Verfassung durchgesetzt werden.