Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.1, 8., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2007, S. 722

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Doppelt unmöglich und unerwünscht erscheint dies aber für ein in Oberschlesien herausgegebenes Parteiblatt. Was hier den Lokalkolorit der Presse ausmacht, sind lauter Erscheinungen, die man vom sozialdemokratischen Standpunkt energisch bekämpfen, von denen man die Leser gerade emanzipieren muß. Und die Lokalfarbe ist besonders schwer zu erreichen für ein sozialdemokratisches Organ in den Anfangsstadien der Bewegung, wo es notgedrungen mehr einen aufklärenden als aktuellen Charakter haben muß.

Aus alledem ergibt sich, daß die „Gazeta Robotnicza“ wohl in innigste Verbindung mit den Bedürfnissen, den Verhältnissen, der Bewegung in Oberschlesien zu bringen ist. Die auf dem polnischen Parteitag organisierte Preßkommission wird sich dies auch u. a. zur wichtigsten Aufgabe stellen, auch solange die „Gazeta“ noch in Berlin erscheint. Sie aber zum oberschlesischen Lokalblatt nach dem Muster der dortigen Zentrumspresse machen ist ebenso unerwünscht wie auch vom Standpunkte eines sozialdemokratischen Organs unausführbar.

Leipziger Volkszeitung,
Nr. 96 vom 27. April 1900.

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